162 Jas Venische Keich und seine eintelnen Glieder. (September 13.—16.)
als den Grund seines Rücktritts die im Laufe des Sommers gegen die
Kolonialverwaltung erhobenen Angriffe an: Zur Feststellung des Wahr-
heitsgehaltes jener Angriffe waren neben den laufenden Geschäften um-
Hrsgetol Ermittelungen erforderlich, welche die Tätigkeit des Beamten-
personals in höchstem Maße in Anspruch nahmen. Von den älteren Be-
amten waren mehrere ausgeschieden; die verbleibenden waren zum großen
Teil durch die öffentlichen Angriffe gegen ihre Person in ihrer Arbeits-
kraft gelähmt, und die neueingetretenen Herren hatten bei aller Anspannung
und allem guten Willen noch nicht die Zeit gehabt, sich in ihrer Wirksam-
keit einzuarbeiten. An eine genügende Vorbereitung großer gesetzgeberischer
Maßnahmen war unter diesen Umständen gar nicht zu denken. Diese Tat-
sachen und der ganze Einblick in den Verwaltungsmechanismus, den ich
gewonnen habe, bestätigten mir die Ueberzeugung, daß für den Leiter der
Kolonialverwaltung ohne eine alsbaldige durchgreifende Reform der Zen-
trale ein fruchtbares Wirken ausgeschlossen sei... Ich gebe mich der
Hoffnung hin, daß, soweit die Zentralverwaltung in Frage kommt, das
Ausscheiden meiner Person vielleicht einer Reorganisation die Wege ebnen
wird, die ich sachlich für unerläßlich halte, und daß sich hieraus die ma-
terielle Möglichkeit einer Initiative ergeben könne, wodurch in unsere ge-
samte Kolonialpolitik allmählich neues Leben komme.
13. September. (Kamenz i. Schl.) Prinz Albrecht von
Preußen . — Geboren 8. Mai 1837, 1866, 1870 Brigadekomman-
deur, 1871 Divisionskommandeur, 1885 Regent von Braunschweig.
Der Prinz hatte am 10. einen Schlaganfall erlitten.
13. September. (Braunschweig.) Regentschaftsrat.
Infolge des Todes des Prinzen Albrecht konstituiert sich der Regent-
schaftsrat auf Grund des Gesetzes von 1879. Er besteht aus drei stimm-
führenden Mitgliedern des Staatsministeriums, nämlich dem Staatsminister
Dr. v. Otto, dem Wirklichen Geheimen Rat Hartwig und dem Wirklichen
Geheimen Rat Dr. Trieps, sowie dem Präsidenten des letzten Landtages,
Geheimen Justizrat Semler, und dem Präsidenten des herzoglichen Ober-
landesgerichtes Dr. Wolf. — Der Reichskanzler verspricht die Unterstützung
des Kaisers für die provisorische Regierung (22. September).
14. September. (München.) Eine große liberale Versamm-
lung demonstriert für Einführung von Simultanschulen. Gegen
die Regierung, die sie ablehnt, werden scharfe Angriffe gerichtet. —
Am 28. veranstalten katholische Vereine eine Gegenkundgebung.
16. September. (Elsaß-Lothringen.) Bei den Bezirkstags-
wahlen behauptet das Zentrum seine Mehrheit, die liberal-demo-
kratischen Parteien verlieren einige Mandate an die Sozialdemo-
kraten.
September. (Braunschweig.) Regentschaftsfrage. Regierung
und Landtag über die Ansprüche des Herzogs von Cumberland.
Der Landtag wird am 21. September berufen und wählt eine Kom-
mission zur Beratung der Regentschaftsfrage. Am 25. wird folgender An-
trag der Kommission einstimmig angenommen: Mit dankbarster Anerkennung
der vielfachen und hohen Segnungen, welche das braunschweigische Land
der Herrschaftsführung seines verewigten Regenten verdankt vermag die