Vas Denische Reith und seine einjelnen Slieder. (Dezember 7. - 13.) 219
Truppenmasse, die nicht zu ernähren sei. Uebrigens werde die Lösung der
Frage an der Forderung einiger weiterer hundert Mann nicht scheitern.
Hierauf wird der Antrag Engelen abgelehnt, ebenso die Regierungs-
vorlage und eine vermittelnde Resolution Eickhoff (fr. Vg.), die eine all-
mähliche Ersetzung von Truppen durch Landespolizei empfiehlt.
Am 12. und 13. Dezember wird über den Weiterbau der Bahn
Lüderitzbucht-Kubub nach Keetmanshoop diskutiert. 8,9 Millionen Mark
werden als erste Rate gefordert. Mehrere Sachverständige, darunter ein
Farmer Schlettwein, schildern die wirtschaftlichen Aussichten der Kolonie
günstig; er selbst habe sein Vermögen binnen fünf Jahren von 35000 Mark
auf 144000 Mark vermehrt. Kolonialdirektor Dernburg: Im Caprivi-
zipfel seien Diamanten gefunden worden; er habe das Gebiet sofort sperren
lassen, um der Regierung die Ausbeute vorzubehalten. Abg. Spahn (3.):
Es sei bewiesen, daß der Wert der Kolonie höher zu bemessen sei, als
bisher sunsuen worden sei. — Die Forderung wird bewilligt (13. De-
zember).
7. Dezember. Der Reichstag genehmigt nach kurzer Be-
ratung den Gesetzentwurf über Ausführung der Generalakte der
Algeciraskonferenz.
11. Dezember. Der Reichsetat wird veröffentlicht. Steuerpläne.
Der Etatvoranschlag für 1907 balanciert mit 2565073427 Mark.
In der beigegebenen Denkschrift heißt es, die Matrikularbeiträge überstiegen
die zu ihrer Deckung dienenden Ueberweisungen um 57049841 Mark. Die
Beträge der gesamten ungedeckten Matrikularbeiträge seien so erheblich,
daß sich die verbündeten Regierungen eine entsprechende Entlastung durch
eine nachträgliche Ergänzung der jüngst verabschiedeten Steuergesetze vor-
behalten müssen.
11./12. Dezember. (Reichstag.) In der Beantwortung einer
Interpellation der Freisinnigen über die Fleischteuerung lehnt die
Regierung die Offnung der Grenzen ab, verspricht aber andere Er-
leichterungen.
13. Dezember. (Reichstag.) Zweite Beratung und Ableh-
nung des Nachtragsetats für Südwestafrika. — Roeren und Dern-
burg über die Nebenregierung. Auflösung.
Die Budgetkommission beantragt Ablehnung des Nachtragsetats.
Abg. Graf Hompesch (Z.) beantragt, bis zum 31. März die Vorbereitungen
zu treffen, die Gesamtstärke der Schutztruppe auf 2500 Mann zu vermindern
und statt 29 Millionen nur 20288000 Mark zu bewilligen.
Reichskanzler Fürst v. Bülow: Meine Herren, die Ihrer Beschluß-
fassung heute unterbreitete Vorlage der verbündeten Regierungen ist vor
ihrer Einbringung der Gegenstand sorgsamer Prüfung aller beteiligten
Stellen gewesen. Sie geht davon aus, nur das Unerläßliche zu fordern.
Es wird nur diejenige Truppenstärke gefordert, die für die Niederwerfung
des Aufstandes und die Beruhigung unserer Kolonie unerläßlich ist. Wir
werden die Truppen in Südwestafrika bis zum April künftigen Jahres
auf rund 8000 Mann vermindern, je nach dem Fortschritt der Operationen
und der Verbesserung der Etappen, im Laufe des nächsten Etatsjahres
weitere Ermäßigungen eintreten lassen und nach Beendigung der Opera-
tionen nur die notwendigste Besatzungstruppe zurückbehalten. Ihre Kom-