Bie öseerreichisch ungarische Monarchie. (Juli 21.—Sept. Anf.) 275
Mandate zu den Gesamtmandaten nur sehr wenig gebessert hat. Trotzdem
verlieren die Deutschen 3.13 Prozent von ihrem jetzigen Anteile an der
gesamten Mitgliederzahl des Abgeordnetenhauses.“ — Sie macht folgende
Zusammenstellung:
Gesamtzahl der Deutsche Prozente der
Mitglieder Mandate Gesamtzahl
Je6tt 425 205 48.3
Gautsse 56355 205 45.05
Hohenlohen 495 223 45.07
Neuester Beschlfs. 516 233 45.17
21. Juli. (Cisleithanien.) Der Reichsrat wird nach der
Annahme des Wahlkompromisses im Ausschuß vertagt.
Die „Kölnische Volkszeitung“ schreibt über die Resultate der Tagung:
„Die Tagung hat gedauert vom 30. Januar bis 21. Juli; sie erledigte die
Gesetzentwürfe über das Rekrutenkontingent pro 1906, die Pensionsver-
sicherung der Privatbeamten, die Rentengüter in Galizien, die Gesellschaften
mit beschränkter Haftung, die Handelsverträge mit Italien, Belgien und
Rußland, sowie das handelspolitische Ermächtigungsgesetz für das erste
Halbjahr 1906, den vom Herrenhause abgeänderten Scheckgesetzentwurf, das
Gesetz über die Beamtenpensionen, dies bis zum Sturze des Minister-
präsidenten Gautsch. Unter Hohenlohe wurde nichts erledigt. Allzu rasch
siel er über die Frage des ungarischen Zolltarifs. Der Dringlichkeits-
antrag über letzteren wurde angenommen, Beck wurde Hohenlohes Nach-
folger, er bildete das parlamentarische Kabinett. Außer der Wahlreform
wurde von da ab nur das Gewerbereformgesetz bis zur dritten Lesung
durchberaten und in einer Gestalt angenommen, an der das Herrenhaus
wohl noch Aenderungen vornehmen wird. In der Zwischenzeit wurde nur
noch das Budgetprovisorium und das handelspolitische Ermächtigungsgesetz
für das zweite Halbjahr beschlossen. Die erste Lesung der Nordbahn-
vorlage wurde beendigt, auch die vom Herrenhause abgeänderten Gesetze
über die Pensionsversicherung der Privatbeamten und über den Hausier-
handel, ferner über die Aenderung des Statuts der Advokatenkammer und
der Bericht der Quotendeputation erledigt.“
23. Juli. (Schlesien.) Bei Troppau kommt es infolge eines
deutschen Turnfestes zu Schlägereien zwischen Deutschen und Tschechen,
so daß Infanterie die Straßen säubern muß.
1. August. Durch ein kaiserliches Handschreiben an den
Ministerpräsidenten Frhrn. v. Beck werden die Beitragsleistungen
der beiden Staaten zu den gemeinsamen Ausgaben für ein Jahr
wie bisher bestimmt.
19. August. (Schlesien.) Bei einer tschechischen Volks-
versammlung kommt es zu Zusammenstößen mit Deutschen.
Ende August. (Böhmen.) In Nordböhmen beginnt ein
großer Bergarbeiterausstand, weil die Unternehmer Verkürzung der
Arbeitszeit und Lohnerhöhung ablehnen.
Ende August. Anfang September. Einige tschechische und
ungarische Abgeordnete agitieren für einen wirtschaftlichen Zu-
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