276 Lie östeerreic#ischungerische Monarhie. (September 5.—18.)
sammenschluß zwischen Magyaren und Tschechen. Die Presse lehnt
im allgemeinen die Versuche ab.
5. September. (Fiume.) Tschechische und kroatische Gesang-
vereine demonstrieren gegen die Magyaren, so daß es zu großen
Schlägereien kommt.
9. September. Der Kaiser sagt aus Gesundheitsrücksichten
seine Beteiligung an den dalmatinischen Manövern ab. In der
Presse wird vielfach vermutet, daß er sich nicht Demonstrationen
in Dalmatien und Bosnien für eine Vereinigung mit Ungarn aus-
setzen wolle. Offiziös wird diese Vermutung bestritten. — Der
Thronfolger findet als sein Vertreter begeisterte Aufnahme.
12./14. September. (Cisleithanien.) Wahlreform.
Am 12. tritt der Wahlreformausschuß wieder zusammen. Minister-
präsident v. Beck betont die unbedingte Notwendigkeit der Wahlreform und
fordert die Mitglieder des Ausschusses auf, nicht auf halbem Wege stehen
zu bleiben, sondern in der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit den Neu-
bau der Verfassung durchzuführen. — Am 14. stellt Abg. v. Starzynski
(Pole) folgenden Antrag: Die Abstimmung über die Eingangsformel in
Artikel 2 wird vorläufig vertagt, es ist eine neungliedrige Kommission
einzusetzen, welche die Paragraphen 11 und 12 des Staatsgrundgesetzes
behufs Abgrenzung der Kompetenz der Reichs= und der Landesgesetzgebung
bezw. Sicherstellung einer autonomen Gesetzgebung der Länder nachzuprüfen
und über das Ergebnis dem Ausschusse zu berichten hat. Ministerpräsident
Frhr. v. Beck: Er stehe den Anträgen aus praktischen Gründen sympathisch
gegenüber. Aus rein sachlichen Gründen, ohne jedwede Nebenabsicht er-
scheine es wünschenswert, Klarheit zu schaffen, was im einzelnen in das
Gebiet der Reichsgesetzgebung und was in das der Landesgesetzgebung ge-
höre. In formaler Hinsicht sei er mit der Einsetzung eines Subkomitees
einverstanden. Er halte es aber für richtiger, von einer Abänderung der
Eingangsformel und des Artikels 2 Abstand zu nehmen. Er sei über-
zeugt, daß der Antragsteller keinen Aufschub in der Verabschiedung der
zur Beratung stehenden Angelegenheit bezwecke, und er bitte, den Gesetz-
entwurf jetzt vollständig zu verabschieden. — Die Deutschen bezeichnen den
Antrag als Verschleppungsversuch. Der Antrag wird mit 21 (Slawen und
Großgrundbesitz) gegen 19 Stimmen angenommen.
Mitte September. (Böhmen.) Der deutsche Volksrat für
Böhmen fordert die Deutschen durch Flugblätter auf, tschechisch zu
lernen, um den sprachlichen Erfordernissen für alle Amter zu ge-
nügen und die Anstellung von Nationaltschechen unnötig zu machen.
18. September. (Cisleithanien.) Das Abgeordnetenhaus
beginnt seine Sitzungen wieder.
18. September. (Wien.) Fachmännische Delegierte Öster-
reichs und Ungarns beginnen die Ausgleichskonferenzen.
Ungarn fordert Wiedergewährung der im Szell-Körberschen Aus-
gleich gemachten Zugeständnisse, Ersetzung des Handelsbündnisses durch einen
Handelsvertrag und das Recht, in Sachen der Verzehrungssteuer unab-