292 Großbritannien. (Februar 19. 27.)
und Gefühle der irischen Bevölkerung Rücksicht nehmenden Geiste. Der
König habe das Vertrauen, daß zur Aufrechterhaltung der Ruhe die gute
Gesinnung unter den verschiedenen Klassen der Gesellschaft führen werde. —
Die Thronrede führt dann verschiedene Maßregeln für Großbritannien an,
darunter eine Untersuchung über die Mittel, wodurch eine größere Anzahl
der Bevölkerung auf das Land gezogen und ihm erhalten werden könnte;
ferner eine Abänderung des Schulgesetzes sowie eine Verbesserung der Lage
der arbeitenden Klassen und Maßregeln betreffend die Gesetze über Kauf-
fahrteischiffahrt.
19. Februar. (Unterhaus.) Adreßdebatte. Frankreich, Trans-
vaal, Irland, Armenfrage.
Abg. Chamberlain (kons.) billigt die auswärtige Politik der Re-
gierung, tadelt aber ihre irischen Pläne. Premierminister Campbell-
Baunermann: Die Beziehungen Englands zu der französischen Regie-
rung blieben genau dieselben, wie sie waren. Die britische Regierung lasse
der französischen jede diplomatische Unterstützung angedeihen, die in ihrer
Macht stehe, und gebe dieselbe ohne den geringsten Vorbehalt nicht nur
für ein vollkommen gutes Einvernehmen, sondern für eine direkte Freund-
lichkeit Englands zu allen in Betracht kommenden Mächten. Es sei recht
und angebracht, daß dem britischen Volke immer and immer wieder gesagt
werde, daß die Verständigung mit Frankreich, die in voller Stärke un-
verändert fortbestehe, keine schlimmen Absichten gegen irgend eine andere
Nation oder Regierung in sich schließe und daß die britische Regierung in
dieser Verständigung nur ein Mittel zu finden wünsche, jene freundlichen
und sozusagen herzlichen Gefühle zwischen England und Frankreich zu be-
kräftigen, die sie zu fördern bedacht sei. .. Die britische Regierung strebe
auf einen schließlichen Staatenbund in Südafrika hin, aber der Einrichtung
einer verantwortlichen Regierung in Transvaal müssen Untersuchungen
darüber vorausgehen, auf was für ein Wahlsystem eine solche Regierung
gegründet sein solle. Die Frage der Anwendung chinesischer Arbeitskräfte
in den Minen müsse von den in Transvaal Ansässigen entschieden werden,
sobald sie eine verantwortliche Regierung erhalten hätten. Mittlerweile
aber würden die Bestimmungen betreffend die Arbeitsleistung durch Chi-
nesen geändert werden. Ueber die irischen Angelegenheiten äußert Campbell-
Bannermann sich dahin, daß die Unionisten auf Grund des Vertrauens,
welches sie durch ihre kürzlich getroffenen Maßnahmen dem irischen Volke
zeigten, ein umfassenderes System für die Beteiligung des irischen Volkes
an der Führung der irischen Angelegenheiten eher freudig begrüßen als
sich ihm widersetzen sollten. Die Aufhebung der Ausnahmegesetze in Frland
sei ein Teil der Regierungspolitik. — Abg. Redmond: Frland sei ein
Schandfleck des Reiches und sein kostspieligster, am schlechtesten regierter
Bestandteil. Die irische Partei wäre nicht im Parlament, um gering-
fügige Verbesserungen der Lage des irischen Volkes, sondern die gänzliche
Freiheit für ihr Land zu erreichen, und die gegenwärtige Regierung hätte
die Verpflichtung übernehmen müssen, ein Homerulegesetz für den Zeitraum
von zwanzig Jahren zu gewähren. Keir Hardie: Die Mitglieder der
Arbeiterpartei würden sich nicht an dem Hader der Parteien beteiligen,
sondern ihr Hauptaugenmerk auf die Armenfrage in England richten.
27. Februar. (Oberhaus.) Debatte über Südafrika.
Der frühere Oberkommissar Lord Milner warnt die Regierung in
einer großen Rede vor Uebereilung bei der Gewährung des Rechtes einer
verantwortlichen Verwaltung an die Kolonien, namentlich an die Oranje-