Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1906. (47)

Großbritannien. (Februar 27.—März 30.) 293 
flußkolonie. Er hoffe, daß die Regierung sich hinsichtlich des Umfanges 
der mit dieser Maßnahme verbundenen Gefahr keiner Täuschung hingeben 
werde. Die große Mehrheit des ersten Parlaments der Oranjekolonie 
würden Buren sein und es erscheine nicht ausgeschlossen, daß diese alle 
früheren Maßnahmen der Regierung umstoßen und sich der britischen An- 
siedler entledigen würden. Die britischen Beamten hätten erklärt, daß, 
wenn Südafrika einmal verloren gehe, es für immer verloren sei. Kolonial= 
sekretär Lord Elgin: Die Aufstellung einer neuen Verfassung werde so- 
wohl Zeit als eingehende Untersuchungen erfordern. 
27. Februar. (London.) Balfour wird von der City mit 
großer Mehrheit, zum Abgeordneten gewählt. 
1. März. (Unterhaus.) Ursachen der Unruhen in Süd- 
afrika und Schutz der Eingeborenen. 
Ein Antrag verlangt die Anerkennung der Verantwortlichkeit des 
Reiches für den Schutz der Eingeborenenstämme in Südafrika. Unter- 
staatssekretär im Kolonialamt Churchill erklärt sich mit der Resolution 
einverstanden und betont, daß die Regierung ängstlich darauf bedacht sei, 
für das Wohl der Eingeborenen zu sorgen, und auf ihre angemessene Be- 
handlung seitens der Kolonialregierungen unter allen Umständen halten 
wolle. Was die Eingeborenenunruhen in Natal angehe, so wäre der Auf- 
stand durch schnelles Eingreifen unterdrückt worden. Die Ursachen zur 
Unzufriedenheit lägen tiefer, und hier käme verschiedenes in Betracht, so 
die Auferlegung der Kopfsteuer, die durch den Burenkrieg hervorgerufene 
Beunruhigung, eine unwerständliche und unheilvolle äthiopische Bewegung, 
der lange und immerhin nicht ohne Erfolg gegen die gewaltigen deutschen 
Truppenmassen in Südwestafrika geleistete Widerstand und schließlich die 
Behandlung der Eingeborenen unter Milners Amtstätigkeit. Wenn auch 
zu unmittelbaren Besorgnissen kein Grund sei, so erfordere die Eingeborenen- 
frage in Südafrika doch eine sorgfältige und unausgesetzte Aufmerksam- 
keit. — Der Antrag wird angenommen. 
7. März. (Unterhaus.) Diätenfrage. 
Das Unterhaus genehmigt mit 348 gegen 110 Stimmen einen An- 
trag, den Parlamentsmitgliedern jährlich 300 Pfund Sterling zu zahlen. 
Der Premierminister Campbell-Bannermann stimmt im Prinzip dem An- 
trag zu, erklärt jedoch, daß die Regierung weder Zeit noch Geld habe, 
den Beschluß alsbald durchzuführen. 
27. März. Das Unterhaus genehmigt einen Gesetzentwurf 
über Entschädigung von Arbeitern für im Betriebe erlittene Unfälle. 
Danach haben Anspruch auf Entschädigung durch den Arbeitgeber 
alle Personen, die für Unternehmer arbeiten, u. a. alle im Transport- 
verkehr beschäftigten Arbeiter, wie Fischer, Seeleute und Postbedienstete. 
Der Entwurf sieht auch eine Entschädigung vor in Fällen gewerblicher 
Krankheiten, wie Karfunkelgeschwüre, Bleivergiftung und Knochenverwach- 
sung. Ausgenommen sind einige Berufsklassen wie Polizisten, Handlungs- 
gehilfen, Dienstboten. — Redner aller Parteien sprechen sich dafür aus. 
28./30. März. (Unterhaus.) Gesetz über die Trades Unions. 
Sieg der Arbeiterpartei. 
Generalstaatsanwalt Lawson Walton bringt einen Gesetzentwurf 
ein, wodurch die bestehenden Gesetzesvorschriften betreffend die Trades Unions
	        
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