Großbritannien. (August 4.—September 18.) 303
die aller Wahrscheinlichkeit nach eher in Gegnerschaft geraten werden als
irgendwelche andere Mächte auf dem Kontinent, und wenn wir wissen,
daß wir in engen Freundschaftsbeziehungen zu einer dieser Mächte stehen,
die erst kürzlich hergestellt wurden und deutliche Siegel erhalten haben,
und daß wir mit dem Volke und der Regierung der anderen Macht auf
beftem Fuße stehen, wenn wir ferner wissen, daß, wenn diese beiden Mächte
schnelle Schiffe bauen, sie das gegeneinander tun, so muß ich doch sagen,
daß der Gedanke, die Stärke dieser Mächte als einen Standard für unsere
Seestärke zu nehmen, ein überwundener Standpunkt ist. Aber selbst wenn
das tun würden, würde die Prüfung der Art ihrer Schiffe und ihres
Zuwachses noch immer nicht die Ansicht derjenigen unterstützen, die für
die stärkere Vermehrung unserer Flotte eintreten. Die Regierung hat nichts
getan, was die Leistungsfähigkeit des Heeres und der Marine bezüglich
der Landesverteidigung schwächen könnte. Wenn Balfour behauptet, daß
es möglich sei, daß Freundschaften und Bündnisse nicht lange dauern, und
daß wir immer bereit sein sollen für jede Eventualität und für alle Um-
stände, so bin ich der Ansicht, daß eine solche Behauptung nicht dazu an-
getan ist, zum Besten des Landes und zur Erhaltung des Friedens zu dienen.
August. Die Regierung veröffentlicht Briefe von Armee-
lieferanten, woraus hervorgeht, daß während des Burenkrieges zahl-
reiche Bestechungen von Offizieren vorgekommen sind.
4. August. Das Unterhaus genehmigt ein Gesetz über
Arbeitskämpfe. Danach ist friedliches Streikpostenstehen und gut-
artige Überredung erlaubt; Klagen von Unternehmern gegen Ge-
werkvereine wegen Schädigung sind nicht statthaft.
2.7. September. (Liverpool.) Der Gewerkschaftskongreß,
der 1½K Millionen Arbeiter vertritt, fordert Verstaatlichung der
Eisenbahnen, Kanäle und Bergwerke und eine Zwangssversicherung.
12. September. Ein Armeebefehl errichtet einen Generalstab.
Er wird in einen den allgemeinen Betrieb der Armee leitenden
großen Generalstab und in einen bei den einzelnen Kommandostellen wir-
kenden Generalstab eingeteilt. Die Angehörigen der letzteren sollen die
Kommandeure, denen sie beigegeben werden, besonders bei der Ausbildung
der Offiziere und der Truppen, unterstützen. — In einer der Armeeorder
beigegebenen Denkschrift betont der Kriegsminister Haldane, daß es Pflicht
des Generalstabes ist, dafür zu sorgen, daß das Militärsystem auf der
modernen Höhe steht und die Militärwissenschaft in allen ihren Zweigen
die gebührende Berücksichtigung findet. Haldane bezieht sich auf den Er-
folg des deutschen Generalstabes. — Am folgenden Tage ordnet ein Armee-
befehl die Verminderung der Infanteriebataillone an. (Vgl. S. 301.)
18. September. (Portsmonuth.) Der deutsche Vergnügungs-
dampfer „Meteor“, der durch Sturm gezwungen den Kriegshafen
anläuft, wird ausgewiesen. — Die deutsche Presse kritisiert das
Verhalten der Hafenbehörde, die englische verteidigt sie lebhaft.
Anfang Oktober. Arbeiterpartei, Gewerkschaften und andere
Parteien.
Die Konferenz der Eisenbahnangestellten in Cardiff beschließt gegen