Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1906. (47)

Asien. (August Anfang—September.) 429 
von Schülern nach Deutschland, wo fie eine bessere wissenschaftliche 
und ethische Ausbildung fänden. („Tsingtauer Neueste Nachr."“) 
Anfang August. Einige Japaner werden von der ameri- 
kanischen Polizei auf der Insel Attu wegen unbefugten Robben- 
schlags getötet. Es kommt darüber zum Notenwechsel zwischen 
Japan und den Vereinigten Staaten. 
August. (Persien.) Erlaß einer Verfassung. 
Um für Erlaß einer Verfassung zu agitieren, werden die Basare 
geschlossen. Viele Reformfreunde flüchten wieder in die englische Gesandt- 
schaft. — Am 10. macht der Schah durch einen Erlaß bekannt, daß die 
Matlonalversammlung aus 156 Mitgliedern bestehen soll, von denen 60 
für Teheran und 96 für die Provinzen gewählt werden sollen. Die 
Wahlen sollen alle zwei Jahre stattfinden. Den Mitgliedern wird Unverletz- 
lichkeit zugesichert. Die Abgeordneten für Teheran wählen den Präsidenten 
und zwei Vizepräsidenten, die jedes Jahr neu gewählt werden sollen. — 
Teheran illuminiert aus diesem Anlaß; der Schah wird enthusiastisch gefeiert. 
Nach dem Erlaß haben das Aktivwahlrecht alle männlichen Staats- 
angehörigen im Alter von dreißig bis siebzig Jahren, die lesen und schreiben 
können, unbestraft sind und nicht im Staatsdienste stehen. Persien ist in 
zwölf Wahlbezirke eingeteilt worden, von denen jeder sechs bis neunzehn 
Abgeordnete entsendet. Teheran bildet den dreizehnten Wahlbezirk. Das 
Wahlverfahren ist in den Provinzen indirekt, in Teheran direkt; die Wahl 
erfolgt durch Abgabe von Wahlzetteln in geschlossenen umschlägen. Die 
Abgeordneten genießen Unverletzlichkeit der Person und unterstehen mit 
ihren schriftlichen oder mündlichen Aeußerungen nicht der Zensur, sind 
jedoch strafbar, wenn sie gegen Religion, Moral und die öffentliche Ord- 
nung verstoßen; derartige Fälle werden von der Nationalversammlung 
abgeurteilt. Die den Abgeordneten zu leistenden Entschädigungen werden 
vom Parlament festgesetzt werden. 
August. (Britisch-Indien.) In Bengalen dauert die 
antienglische Agitation unter den Hindus wegen der Teilung Ben- 
galens fort. Die Mohammedaner schließen sich gegen die Hindus 
zusammen. 
August. (Japan.) In der englischen Presse wird über 
Benachteiligung des europäischen Handels in Ostasien, besonders 
der Mandschurei geklagt. Die japanische Regierung erwidert, eine 
internationale Handelsgleichheit könne erst eintreten, wenn China 
die freie Einfuhr russischer Waren in die nördliche Mandschurei 
verhindere. 
11. August. (Persien.) Da der Schah verheißen hat, eine 
Verfassung einzuführen, kehren mehrere Tausend politische Flücht- 
linge, die in der englischen Botschaft Schutz gesucht hatten, zurück. 
August. September. Zwischen Japan und den Vereinigten 
Staaten kommt es wegen Robbenfangs durch Japaner in ameri- 
kanischem Gebiet im Behringsmeer zu diplomatischen Differenzen.
	        
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