430 Asien. (September 1.—28.)
1. September. Japan erklärt Dalny für einen allen Na—
tionen offen stehenden Freihafen.
Anfang September. (China.) Kaiserliches Edikt über eine
künftige Verfassung.
Der Kaiser erläßt ein Edikt, in dem die Einführung eines kon—
stitutionellen Regierungssystems zugesagt wird für den Zeitpunkt, an
welchem das Volk reif sein wird. Das Edikt fährt fort: „Seit Beginn
Unserer Dynastie regierten weise Kaiser und erließen Gesetze, die für ihre
Zeit geeignet waren. Jetzt, da China in dem Verkehr mit allen Nationen
steht, sind unsere Gesetze und unser politisches System veraltet und unser
Land ist fortwährend in Unruhe. Es ist darum für uns nötig, mehr
Kenntnisse zu sammeln und ein neues Gesetzbuch zu verfassen. Täten wir
das nicht, so würden wir des uns von den Vorfahren und dem Volke
anvertrauten Amtes nicht würdig sein.“ Der Kaiser führt aus dem Be-
richt der nach Europa entsandten Kommission an, daß der Grund von
Chinas Schwäche der Gegensatz zwischen dem Herrscher und den Beherrschten
sei. Der Kaiser verspricht administrative und finanzielle Reformen. So-
bald diese beendigt seien und das Volk erzogen sei, um sein Verhältnis
zur Regierung zu verstehen, werde eine Verfassung gegeben werden. Die
Zeit der Ausführung werde davon abhängen, wie rasch die Nation zu
höherem Verständnisse fortschreite.
13. September. (China.) Die Häfen Antung und Taungau
werden für den Außenhandel geöffnet.
Mitte September. (Japan.) In Tokbkio bildet sich eine
Arbeiterpartei.
Sie verlangt Bekämpfung der Monopole, allgemeines Wahlrecht für
Männer und Frauen, allgemeine Lohnerhöhung und kürzere Arbeitszeit,
Abschaffung der Todesstrafe, Abschaffung von Titeln, Reform der Steuer
und Schiedsgerichte in allen internationalen Fragen.
September. (China.) Durch einen Taifun in Hongkong
kommen gegen 10000 Menschen um. 18 Dampfer scheitern, dar-
unter mehrere englische und französische.
20. September. (China.) Ein Erlaß verbietet das Opium-
rauchen für Fremde und Einheimische nach Ablauf von zehn Jahren.
27. September. (Niederländisch-Indien.) Nach heftigen
Kämpfen ergibt sich der Fürst von Bali auf Celebes.
. September. (Mandschurei.) Verkehrserleichterung.
Das am 30. Oktober 1905 zwischen den Oberkommandierenden der
russischen und der japanischen Truppen getroffene Uebereinkommen, nach
dem, abgesehen von Ortsbewohnern, der Uebergang von Personen aus dem
Rayon der einen Armee in den der anderen nur nach Einholung der Zu-
stimmung der Armeeoberleitungen geschehen durfte, wird aufgehoben. Von
jetzt an sollen japanische Untertanen in den von den russischen Truppen
besetzten nördlichen Provinzen der Mandschurei ganz ebenso wie andere
Ausländer Exterritorialrechte genießen und den russischen Behörden weder
zivil- noch strafrechtlich unterstehen. Falls ein japanischer Untertan ein
Verbrechen verübt, muß er der japanischen Regierung ausgeliefert werden.