36 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 13./14.)
troffen, die Vorarbeiten sind noch im Gange. Ich kann nur sagen, daß
ich es für unwahrscheinlich halte, daß sich das Monopol eventuell auf die
Provinz Hannover ausdehnen würde. Ich halte es nach Lage der Ver-
hältnisse nicht für notwendig; das Herauslassen der hannoverschen Pro-
duktion würde wohl kaum dazu führen, daß unsere Kalilager vorzeitig
erschöpft oder gar der Landwirtschaft in absehbarer Zeit dieses wichtige
Düngemittel verteuert oder geschmälert würde. Andererseits stehen poli-
tische und wirtschaftliche Schwierigkeiten der Ausdehnung des Monopols
auf die Provinz Hannover entgegen, so daß ich Bedenken tragen würde,
die Durchführung des Monopols für Hannover zu empfehlen. Ich wieder-
hole, in meinem Ministerium ist noch kein endgültiger Beschluß gefaßt,
und auch das Staatsministerium hat dazu noch nicht Stellung nehmen
können. Wird das Monopol nicht auf Hannover ausgedehnt, so wird,
wie ich annehme, auch die fieberhafte Bohrtätigkeit in Hannover etwas
zurückgehen, und man wird mit den Gründungen etwas vorsichtiger wer-
den, und damit wird eins der Hauptmomente etwas in den Hintergrund
gedrückt, das die Existenz des Syndikats gefährdet, nämlich das Entstehen
der außerhalb des Syndikats stehenden neuen Werke, die eine erhebliche
Konkurrenz bilden und, wenn sie selbst in das Syndikat eintreten, eine
Beeinträchtigung der älteren Werke zur Folge haben und andererseits die
Besorgnisse gerechtfertigt, daß man in leichtfertiger Weise die Schätze ver-
schleudern könnte. Hoffentlich gelingt es, das Syndikat über die jetzigen
Gefahren hinwegzubringen. Je länger das gelingt, um so weniger akut
sind die Gefahren für die weitere Existenz des Syndikats.
Am 14. tadelt Abg. v. Eynern (nl.) die Angriffe gegen die Arbeit-
geber wegen angeblicher Mißstände in den Betrieben. Vortrefflich unter-
stützt werde die sozialdemokratische Presse dabei von einigen seltsamen
Moralpredigten des Staatssekretärs Posadowsky, der sich in Lobeserhebungen
für die Arbeiter ergeht, aber dabei der Verdienste der Industriellen nicht
gedenkt. Das ist immer doch neues Wasser auf die Mühle der Sozial-
demokratie. . . Mit der sozialpolitischen Fürsorge sollte man, nachdem
so sehr viel erreicht worden ist, Einhalt tun. Durch das Reichstagswahl-
recht sind die Unternehmer von einer Vertretung im Reichstage fast aus-
geschlossen. Das ist das größte Unglück für das deutsche Vaterland. Nach-
dem nun genug für den Arbeiterstand geschehen ist, hat der Mittelstand
und der Unternehmerstand ein Recht daran, ebenfalls bedacht und nament-
lich geschützt zu werden vor dem Haß und der Bosheit der Sozialdemo-
kratie. Handelsminister Delbrück: Abg. v. Eynern ist in einer längeren
Betrachtung auf unsere Sozialpolitik eingegangen. Es ist zweifellos der
unerwünschte Zustand eingetreten, daß man auf der einen Seite auf das
äußerste gespannt ist, die Wünsche der Arbeitnehmer in unserer Gesetz-
gebung zu berücksichtigen, das Wohl der arbeitenden Klassen zu fördern,
und da ist es nun bedauerlicherweise unter dem Einfluß, den die Sozial-
demokratie auf die Behandlung dieser Frage gehabt hat, dahin gekommen,
daß sich das Ganze als ein Kampf abspielt. Man hat sich ferner in der
Allgemeinheit daran gewöhnt, den Arbeitgeber als einen rückständigen,
reaktionären Mann anzusehen, dem jedes Interesse für das Wohl seiner
Arbeiter fehlt. Das ist eine beklagenswerte Auffassung, das ist nicht richtig!
(Hört, hört! und Zustimmung.) Was die Arbeitgeber freiwillig über ihre
Verpflichtungen und über das hinaus getan haben, was das Gesetz von
ihnen verlangt und verlangen kann, ist außerordentlich viel, es ist das
mehr als in irgend einem anderen Lande der Welt geschehen ist. Ich stelle
gern fest, daß in den Kreisen der Großindustriellen unendlich viel getan
ist für das Wohl der Arbeiter. (Sehr wahrl) Es ist alles ein Kampf,