Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zweiundzwanzigster Jahrgang. 1906. (47)

Bes Veenische Reich und seine rinzelnen Slieder. (März 14.) 61 
in der Zentrumspartei geschlossen. Auch die „Kölnische Volkszeitung“ be- 
zeichnet den Vorgang und den Umstand, daß der 31jährige Erzberger 
häufig als Fraktionsredner auftritt, als unerwünscht. 
14. März. (Reichstag.) Debatte der Budgetkommission über 
die Bewaffnung der Artillerie. 
Abg. Hus (Soz.) tadelt das Feldgeschütz 96. Insbesondere sei gegen- 
über dem alten Kruppschen Verschluß der neue sogenannte Kompromiß- 
verschluß, im wesentlichen auf Patenten von Krupp und der Rheinischen 
Metallwaren= und Maschinenfabrik beruhend, nicht kriegsbrauchbar; er 
arbeite nicht immer zur Zufriedenheit und gefährde leicht die Bedienung, 
weil es nicht ganz ausgeschlossen sei, das Geschütz abzufeuern, ehe der Ver- 
schluß völlig geschlossen sei. Kriegsminister v. Einem nimmt für die 
Heeresverwaltung in Anspruch, daß alle einzuführenden Waffen stets auf 
das genaueste geprüft würden, und daß nichts zur Einführung gelange, 
was sich nicht als das denkbar Beste auf diesem Gebiete zurzeit bezeichnen 
ließe. So sei es auch mit dem neuen Rohrrücklaufgeschütz geschehen. So 
eingehend wie dieses Geschütz sei kaum je ein anderes geprüft worden. Erst 
nach jahrelangen Erprobungen bei der Artillerieprüfungskommission, auf 
den Schießplätzen und bei der Truppe — wobei ja natürlich wesentlich 
höhere Anforderungen an die Haltbarkeit des Materials heranträten als 
bei den Prüfungsbehörden — sei man zur endgültigen Annahme des Ge- 
schützes gelangt, nachdem sich nirgends Anstände gezeigt hätten. Im Gegen- 
teil hätte jede Truppe das neue Geschütz als einen wesentlichen Fortschritt 
bezeichnet. Insonderheit aber müsse die Heeresverwaltung als ihr vor- 
nehmstes Recht für sich in Anspruch nehmen, daß sie in weitgehendster 
Weise für die Sicherheit der Bedienungsleute sorge. Daß in dieser Be- 
ziehung die Bedenken des Abg. Hub völlig unzutreffend seien, gehe un- 
zweifelhaft daraus hervor, daß bei den ganzen Versuchen nicht ein einziger 
Unglücksfall vorgekommen sei. Die Heeresverwaltung könne auf das Be- 
stimmteste versichern, daß das Feldgeschütz 96 u. A. in jeder Beziehung auf 
der Höhe der Zeit stände, und daß Bedenken irgendwelcher Art gegen es 
von keiner sachverständigen Seite geltend gemacht seien. 
14. März. Offiziöse Kundgebung über die Konferenz in 
Algeciras: 
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „Alle Nachrichten aus 
Algeciras stimmen darin überein, daß die Ministerkrisis in Frankreich die 
Einigung auf der Konferenz nicht nur verzögert hat, sondern auch zu er- 
schweren scheint.“ Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung gibt dann die 
gestrige Pariser Temps-Meldung über die letzten Instruktionen wieder, die 
Rouvier für die Behandlung der Polizeifrage erteilt hat, und fährt dann 
fort: „Wir wissen nicht, ob diese Angaben richtig und ob sie vollständig 
sind und begnügen uns daher vorläufig mit dem Eindruck, daß der öster- 
reichisch-ungarische Vermittelungsvorschlag bei der französischen Regierung 
nicht die allerseits erwartete Aufnahme gefunden hat, daß aber noch nicht 
zu übersehen ist, wie eine Verständigung über die von Deutschland als un- 
bedingt notwendig erachteten Garantien für den internationalen Charakter 
der Polizeiorganisation zu erzielen sei. Hoffentlich werden die Erklärungen 
Revoils auf der Konferenz bald Klarheit darüber bringen."“ 
14. März. (Reichstag.) Beschlüsse über das Versamm- 
lungsrecht. 
Der Reichstag genehmigt gegen die Stimmen der Konservativen und
	        
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