174 Nas Destsche Reic und seine einjelnen Slieder. (Mai 17. 18.)
lichen Zahlen erkennen lassen, in erster Linie unsern mit den wichtigern
europäischen Staaten abgeschlossenen Handels- und Tarifverträgen zu
danken. Während die deutsche Gesamtausfuhr (ohne den Edelmetallverkehr)
von 6845,2 auf 6398,5 Mill. Mark, also um 446,7 Mill. Mark oder
6,5 v. H. gegenüber dem Vorjahre zurückging, ist die Ausfuhr nach den
zehn europäischen Staaten, mit denen wir Tarifverträge haben, zusammen
von 2524,1 auf 2495,8 Mill. Mark, also nur um 28,3 Mill. Mark oder
1,1 v. H. gesunken. Und dieser Rückgang ist lediglich durch die Minder-
ausfuhr nach drei von den zehn Vertragsländern hervorgerufen. In erster
Linie nach der Schweiz, wohin unsere Ausfuhr von 446,4 Mill. Mark im
Jahre 1907 auf 401,0 Mill. Mark im Jahre 1908, mithin um 45,4 Mill.
Mark oder 10,1 v. H. fiel. Daneben nach Belgien (20,1 Mill. Mark) und
nach Schweden (12,5 Mill. Mark). Nach den übrigen europäischen Tarif-
vertragsstaaten ist die deutsche Ausfuhr trotz der wirtschaftlichen Depression
gestiegen, so nach Oesterreich-Ungarn von 716,6 auf 736,8 Mill. Mark,
also um 20,2 Mill. Mark oder 2,8 v. H., nach dem europäischen Rußland
von 420,6 auf 434,6 Mill. Mark, d. h. um 14,0 Mill. Mark oder 3,3
v. H., nach Italien von 302,9 auf 311,3 Mill. Mark, also um 8,4 Mill.
Mark oder 2,7 v. H., und nach den Balkanstaaten Bulgarien, Rumänien,
Serbien und Griechenland zusammen von 108,1 Mill. Mark auf 115,2 Mill.
Mark, mithin um 7,1 Mill. Mark oder 6,6 v. H. Während unsere Aus-
fuhr mithin nach der Mehrzahl der Länder, mit denen wir Tarifverträge
abgeschlossen haben, zugenommen hat, ist sie nach den Ländern, mit denen
wir in keinem Tarifvertragsverhältnis stehen, von 4321,1 Mill. Mark im
Jahre 1907 auf 3902,7 Mill. Mark im Jahre 1908, also um rund
418,4 Mill. Mark oder 9,6 v. H. gegenüber dem Vorjahre zurückgegangen.
So fiel die deutsche Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika
im Jahre 1908 gegen das Vorjahr von 652,3 auf 507,5 Mill. Mark, das
ist um 144,8 Mill. Mark oder 22,2 v. H.; nach Argentinien von 179,2
auf 147,0, also um 32,2 Mill. Mark oder 18 v. H.; nach Brasilien von
104,1 auf 84,4 = 19,7 Mill. Mark oder 19 v. H.; nach Mexiko von
58,7 auf 36,9 Mill. Mark, also um 21,8 Mill. Mark oder 37 v. H.; nach
Chile von 84,8 auf 52,4, d. h. um 32,4 Mill. Mark oder 38 v. H.; nach
China von 63,2 auf 50,7 Mill. Mark oder um 12,5 Mill. Mark oder
20 v. H.; nach Japan von 102,4 auf 94,6 Mill. Mark, also um 7,8 Mill.
Mark — 7,6 v. H.; nach Aegypten von 39,5 auf 30,9 Mill. Mark = 21
v. H.; nach Großbritannien von 1060,4 auf 997,4 Mill. Mark = 6 v. H.;
nach Frankreich von 449,1 auf 437,9 Mill. Mark = 2,5 v. H. Diese
Zahlen lassen die Tatsache erkennen, daß die Zolltarifverträge, die Deutsch-
land mit einer Reihe von Staaten des europäischen Festlandes verbinden,
und deren Zahl demnächst durch den deutsch-portugiesischen Vertrag ver-
mehrt werden wird, für den deutschen Ausfuhrhandel die ungünstige
Konjunktur des Jahres 1908 wesentlich gemildert haben.
17. Mai. (Bayern.) Prinz Ludwig von Bayern spricht in
Karlsruhe an der Galatafel in seinem Trinkspruch auf den Groß-
herzog auch über die Reichsfinanzreform und wünscht, daß der
Reichstag dem Standpunkt der Regierungen beitreten möge.
17. Mai. (Wiesbaden.) Das Kaiserpaar trifft von Karls-
ruhe in Wiesbaden ein.
18. Mai. Der Reichskanzler Fürst Bülow hält dem Kaiser
einen zweistündigen Vortrag über die Lage der Reichsfinanzreform.