Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Das Veische Reich und seine eimelnen GSlieder. (Juni 24. 26.) 239 
ein die konservativen Abgeordneten Fürst Hohenlohe (Kreuzburg-Rosten- 
berg), Kaphengst (Ost= und West-Sternberg), Wagner (Freiberg in Sachsen), 
Giese (Oschatz-Grimmen) und Pauli (Potsdam), sowie der Hospitant der 
Konservativen Arnold (Reuß ä. L.). Von den Nationalliberalen 
fehlten die Abgeordneten Haas, Heyl zu Hernsheim und Graf Oriola. 
Bon der Reichspartei stimmten mit nein die Abgeordneten Dirksen, 
Barenhorst und Wense, von der Wirtschaftlichen Vereinigung die 
Abgeordneten Kölle, Liebermann v. Sonnenberg, Bogt (Crailsheim) und 
Bogt (Hall), von der Reformpartei die Abgeordneten Bindewald 
und Köhler. 
24. Juni. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Das 
Stempelsteuergesetz steht mit den vom Herrenhaus vorgenom- 
menen Abänderungen zur Beratung. 
Für Automaten und Musikwerke hatte das Abgeordnetenhaus 
ursprünglich Stempelsätze genehmigt, die nach dem Rohertrag abgestuft 
waren. Das Herrenhaus hat diese Bestimmungen gänzlich umgestaltet und 
Warenautomaten je nach der Zahl der Warenbehälter belastet (bis zu zwei 
Behältern 1 Mark, zwei bis vier mit 2 Mark, mehr als vier mit 3 Mark), 
Schauautomaten mit 3 Mark und für Musikautomaten einen Tarif nach 
dem Anschaffungspreis beschlossen. Für die neue Verhandlung liegt ein 
Kompromißantrag der Konservativen, Freikonservativen, des Zentrums 
und der Nationalliberalen vor, der die Sätze für Warenautomaten mildert, 
die Bestimmungen des Herrenhauses über die übrigen Automaten un- 
verändert läßt. 
Ferner sollten Pacht= und Mietverträge nach dem Tarif des 
Abgeordnetenhauses bis 400 Mark stempelfrei bleiben, das Herrenhaus 
setzte diese Grenze auf 300 Mark (Regierungsvorlage) herab. Ein Kom- 
promißantrag schlägt eine neue Grenze von 360 Mark vor und erhöht für 
die höchsten Stufen den Stempel. Die Jagdpachtstempel hatte das 
Herrenhaus erhöht. Auch hierzu liegt ein Kompromißantrag vor. 
Der Gesetzentwurf wird mit den Kompromißanträgen gegen die 
Stimmen der Freisinnigen angenommen. 
Die Berggesetznovelle wird mit der Aenderung des Herren- 
hauses, die für die Mitglieder des Arbeiterausschusses und der Sicherheits- 
männer die Verhältniswahl nur als zulässig statt als obligatorischen 
Wahlmodus bezeichnet, angenommen. Dagegen stimmen die beiden Sozial- 
demokraten. Die Etatsüberschreitungen des Jahres 1907- in Höhe von 
197 Millionen Mark werden nachträglich genehmigt. 
Ueber die Petition der Frau Minna Cauer (Berlin) um Ersetzung 
des Dreiklassenwahlrechts durch das allgemeine, gleiche, direkte und ge- 
heime Wahlrecht für beide Geschlechter wird zur Tagesordnung über- 
egangen. Dagegen wird eine Petition von Deutsch-Frauenberg auf 
inführung eines Pluralstimmensystems in Verbindung mit einem Listen- 
skrutinium, wonach ein Wähler bis zu 18 Stimmen erhalten kann, als 
Material überwiesen. 
25. Juni. Die Berliner Presse über die Ablehnung des 
Erbschaftssteuergesetzes. 
Der „Berliner Lokalanzeiger" schreibt: „Ueber die Auffassung, 
die man im Reichskanzlerpalais nach der gestrigen Debatte hat, sind einem 
unserer Mitarbeiter von einer mit den Verhältnissen vertrauten Seite fol- 
gende Eröffnungen gemacht worden: Es würde den Tatsachen nicht ent-
	        
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