Das Denisqhe Reit und seinte einelnen Glieder. (Juli 10.) 265
zu bringen. Man muß Gerechtigkeit nach beiden Seiten walten lassen.
Dasselbe gilt für die Reformpartei, gilt für die Wirtschaftliche Ver-
einigung. Nun, m. H., ehe ich zum Schlusse komme .. (Rufe links:
Polen? Rufe rechts: Kommt noch! warten Sie doch! Heiterkeit.) M. H.,
man kennt ja doch die Trümpfe, die Sie in Ihrem Spiel haben. Ich bin
lange genug im politischen Dasein, um ungefähr zu wissen, was Sie auf
dem Herzen haben. (Heiterkeit.) Ich komme also jetzt dazu. Gewiß, es ist
richtig, in der Mehrheit, die sich zum Zustandekommen der Reichsfinanz-
reform gebildet hat, haben sich, nicht überall, doch aber bei den meisten
Beschlüssen auch die Mitglieder der polnischen Fraktion befunden, und
ich weiß, daß in den Kreisen auch der Bevölkerung, die uns nahe steht,
ernste Besorgnisse obwalten, ob aus einem solchen Fustande nicht eine Ge-
fährdung unserer deutschnationalen Interessen hervorgehen könnte, oder gar
hervorgegangen wäre. Nun, demgegenüber habe ich zu erklären, daß in
keiner Phase der politischen Angelegenheit, die uns zum Teil zusammen-
geführt hat mit dieser Fraktion, uns auch nur ein Schatten einer Bewegung,
einer Auffassung entgegengetreten ist, der anders gewesen wäre, als auf
der rein sachlichen Grundlage beruhend. Glauben Sie denn wirklich,
daß wir nicht nationales Gefühl genug haben, daß, wenn es anders ge-
wesen wäre, wir unsere Mitwirkung nicht abgelehnt hätten? Sie von der
Linken müssen ganz ruhig sein, sie haben schon öfter versagt als wir;
unsere Partei hat nie in einer nationalen Frage versagt. (Oho-Rufe links.)
Und deshalb habe ich wohl das Recht, es hier vor dem Lande auszusprechen,
daß wir nicht mitgemacht hätten, wenn uns Ansinnen entgegengetreten
wären, die auf einem anderen Grunde beruht hätten als auf dem der rein
sachlichen Mitarbeit an diesem Finanzwerke, und wenn die Mitarbeit der
Herren von der polnischen Fraktion schließlich im positiven Sinne manches
Resultat erreicht hat, was auch wir wünschen, so muß ich ehrlich gestehen,
daß diese positive Mitarbeit, objektiv betrachtet, vielleicht mehr wert war
als ein schmollendes Beiseitestehen, das sich von allem ausschloß. Eins
aber sage ich unseren deutschen Landsleuten im Lande: sie sollen nicht
fürchten, daß wir diejenigen deutschnationalen Interessen, in denen wir
geboren sind, und in denen wir stehen, daß wir die Güter deutscher Kultur,
die uns anvertraut sind, und unter Umständen Kämpfe von Jahrhunderten
bedeuten, jemals preisgeben werden. Für die werden wir stehen und
für die werden wir fallen, wenn es sein muß, bis auf den letzten Mann.
Das will ich hier offen und ehrlich aussprechen. Damit bin ich am Ende.
Ich kann nur sagen, und damit schließe ich, meine politischen Freunde
haben in diesem schweren Gange ein gutes Gewissen bewahrt. Das darf
ich hier sagen, das hat uns getragen und uns gestützt in diesem schweren
Kampfe und wird uns auch zur Seite stehen, wenn wir vor das Land
und die Wähler treten werden, um das zu rechtfertigen, was wir gewollt
und getan haben. (Stürmischer Beifall rechts. Zischen links.)
Singer (Soz.): Die Rede des Herrn v. Heydebrand, der sich hier
als den Diktator des Deutschen Reiches aufgespielt hat, war geradezu be-
schämend für den Liberalismus. Daß ein Zusammenarbeiten von Konser-
vativen und Liberalen auf die Dauer nicht möglich sein würde, hätten sich
die Liberalen von Anfang an sagen müssen. Dann wäre der Bülowblock
niemals zustande gekommen, und dann hätte Herr v. Heydebrand nicht
triumphieren können. Die Vorgänger der jetzigen Liberalen hätten sich das
esagt. Es gehört eine dreiste Stirn dazu, in einem auf Grund des gleichen
ahlrechts gewählten Parlament zu sagen, daß man eine bestimmte Steuer
gerade wegen dieses Wahlrechts nicht bewilligen könnte. Die Rede
des Vorredners ist für uns die Einleitung zu einem Kampf auf Leben