14 Ne# Pertsqe Reich und sein einmelnen Glieder. (Januar 16. 17.)
bestimmend gewesen, die nicht der Eifersucht entsprangen, sondern dem Ge-
fühl einer verletzten Stellung. An sich und objektiv sehr grausame Urteile
habe Peters für nötig gehalten. Das Gericht habe dem Beklagten den
Saub des § 193 im ganzen nicht versagen wollen. Die Beeinflussung
bevorstehender Wahlen sei nach der feststehenden Rechtsprechung ein be-
rechtigter Zweck, aber aus der Form ergebe sich die Absicht der Beleidigung.
Der Richter der ersten Instanz habe Peters völlig freigesprochen, da er an-
genommen habe, dem einzelnen Mitgliede einer Gemeinschaft wie der
sozialdemokratischen stehe kein Klagerecht zu; die Petereschen Artikel in
den Hamburger Nachrichten seien aber zweifellos auch gegen den Redakteur
Gruber gerichtet gewesen. Auch dem schwer angegriffenen Peters stehe
der Schutz des § 193 zu, er habe aber, weil er in der Form zu weit
gegangen sei, ebenfalls für schuldig erkannt werden müssen. Bei dem
Strafausmaß sei in Betracht gekommen, daß Peters die Angriffe vielfach
selbst verschuldet habe durch die Unterlassung eines Berichts an den
Gouverneur und indem er in der Weinlaune renommiert habe. Die von
Peters begangenen Handlungen, beispielsweise die Auspeitschung der Weiber,
seien nach europäischem Maßstab äußerst abstoßend. Die sittliche Ent-
rüstung darüber sei natürlich, und auch die Disziplinarurteile hatten die
Dienstentlassung unter der allerschärfsten Mißbilligung ausgesprochen. Da
Peters die vorliegende Beleidigung sofort erwidert habe, so habe er trotz
der Schuldigerklärung straffrei bleiben müssen.
16. Janugr. Der Dichter Ernst v. Wildenbruch
(54 Jahre al.).
16. Januar. Die Sammlung des kronprinzlichen Paares
für die Familien der verunglückten Arbeiter der Zeche Radbod
findet mit 300000 Mark ihren Abschluß.
16. Januar. (Württemberg.) Bei der Beratung des Volks-
schulgesetzes wird der Antrag auf fakultative Zulassung der Simultan-
schule für den Fall, daß 300 Familienväter sie wünschen, in der Zweiten
Kammer durch die Gegnerschaft eines Teils der Sozialdemokraten,
denen dieses Zugeständnis nicht weit genug geht, zu Fall gebracht.
Gegen den Antrag stimmten als grundsätzliche Anhänger der kon-
fessionellen Schulen das Zentrum und die Konservativen; außerdem sieben
Sozialdemokraten und ein Nationalliberaler, zusammen 46 Abgeordnete.
Für den Antrag der Volkspartei stimmten die übrigen Nationalliberalen.
und drei Sozialdemokraten, zusammen 36. Fünf Sozialdemokraten ver-
ließen vor der Abstimmung das Haus. In der Kommission hatten die
Sozialdemokraten für den Antrag gestimmt.
Mitte Januar. (Fürst Bülow.) Eine lange Reihe auf
den Rücktritt des Fürsten Bülow abzielender Artikel in verschiedenen
Zentrumsblättern erregt großes Aufsehen, weil fie als ein plan-
mäßiger Feldzug der Zentrumspartei gedeutet wird.
« 17. Januar. (Sachsen.) Nachdem die Vorschläge für die
Abänderungen des Wahlgesetzes durch die Erste Kammer bekannt
geworden find, kommt es am Sonntag Mittag in Dresden zu
blutigen Zusammenstößen der Wahlrechtskundgeber mit der Polizei.