Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

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29. August. Zur Entstehung des Hansabundes. 
Die Geschäftsstelle des Hansabundes schreibt: „Da über die Ber- 
anlassung zur Gründung des Hansabundes in der gegnerischen Presse fort- 
dauernd gröbliche Entstellungen verbreitet werden, ist eine Darlegung 
beachtenswert, die der bekannte freikonservative Abgeordnete Dr. Otto 
Arendt in der „Täglichen Rundschau“ veröffentlicht. Er erinnert an die 
Entstehung des Bundes der Landwirte sowie an die von ihm bewirkte 
weitgehende „Wahrnehmung der Interessen der Landwirtschaft im Reichs- 
tage“ und bemerkt dann: „Indem bei der Reichsfinanzreform der Bogen 
überspannt wurde, ist nun in weite Kreise der Bevölkerung die Meinung 
gedrungen, daß im Reichstag nur die landwirtschaftlichen, nicht aber die 
Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie vertreten sind. Da kam 
der Weckruf des Hansabundes nach besserer Vertretung von Handel, Ge- 
werbe und Industrie. Dieser Weckruf ist durchaus berechtigt. Die Ver- 
tretung von Handel, Gewerbe und Industrie ist nicht ausreichend und steht 
ganz besonders stark zurück im Verhältnis zur Vertretung der Landwirt- 
schaft. Hier kann der Hansabund ebenso glänzende Erfolge erzielen, wie 
einst der Bund der Landwirte, wenn er seine Aufgabe richtig auffaßt.“ 
Dies wird um so eher gelingen, je mehr sich alle beteiligten Kreise 
dem Hansabund anschließen und zur erfolgreichen Durchführung seines 
Programms mitwirken. Die Ausführungen des Herrn Dr. Arendt ent- 
sprechen, wie wir gern anerkennen, den Wünschen der „Deutschen Tages- 
zeitung in keiner Weise. Sie reagiert darauf in der Hauptsache durch 
ie Behauptung, von den Führern des Hansabundes habe manch einer 
offen bekannt, daß die Sozialdemokratie ihm ein kleineres Uebel zu sein 
scheine als das Agrariertum"“. Das agrarische Hauptorgan hat offenbar 
vergessen, daß der Bund der Landwirte durch den berühmten Aufruf des 
Gutspächters Rupprecht Ransern ins Leben gerufen worden ist, worin 
geradezu mit dem Anschluß der Agrarier an die Sozialdemokratie ge- 
droht wurde." 
29. August bis 2. September. (Breslau.) 56. General- 
versammlung der Katholiken Deutschlands. 
Es wurden zum Präsidenten der Reichstags- und Landtagsabgeordnete 
Gutsbesitzer Herold-Münster (Westfalen), zum Ehrenpräsidenten der frühere 
Reichstagspräsident Graf Ballestrem, zum ersten Vizepräsidenten Graf Valentin 
v. Ballestrem und zum zweiten Vizepräsidenten der Reichsrat der Krone 
Bayerns Dr. Frhr. v. Aretin gewählt. Zu Beisitzenden wurden gewählt 
Fürst Alexis von Löwenstein und Reichstagsabgeordneter Graf Praschma. 
Alsdann wurde beschlossen, folgende Huldigungsdepesche abzusenden: 
An den Kaiser: Ew. Majestät bringen die zur 56. Generalver- 
sammlung der Katholiken Deutschlands in der Hauptstadt Schlesiens unter 
dem Schutze der hl. Hedwig, der Landespatronin, versammelten deutschen 
Katholiken ehrerbietigste Huldigung entgegen. Getreu ihrer Tradition will 
auch diese Generalversammlung im Sinne und nach dem Vorbild Eurer 
Majestät der Versöhnung der Konfessionen und sozialen Gegensätze zu 
dienen bestrebt sein, zum Heile des teuern deutschen Vaterlandes. 
An den Papst wurde folgendes Telegramm abgesandt: Viele Tau- 
sende von Männern, zu Breslau in der 56. Generalversammlung der Katho- 
liken Deutschlands vereinigt, entbieten Dir, hl. Vater, als Oberhaupt 
unserer Kirche und Stellvertreter Jesu Christi, hiermit freudig aus tiefster 
Seele den Ausdruck ihrer Ergebenheit in unüberwindlicher Treue und er- 
bitten demütig Deinen den Beratungen der Versammlungen so förderlichen 
apostolischen Segen.
	        
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