314 Das Penisqhhe Reithh und seine einjelnen Glieder. (September 7.)
7. September. (Stuttgart.) Nach der Kaiserparade bei
Cannstatt findet im Königlichen Residenzschloß eine Galatafel statt,
bei der der König folgenden Trinkspruch ausbringt:
„Gestatten Mir Eure Majestät in Unserem Namen, im Namen
Meines Hauses, Meines Armeekorps und Meines ganzen Landes den aller-
herzlichsten, wärmsten Dank auszusprechen für den so gnädigen und huld-
vollen Besuch, den Eure Majestät Uns in Gemeinschaft der Kaiserin ge-
macht haben. Eure Moajestät wissen und werden sich heute wieder aus
den Zurufen der Menge überzeugt haben, in welchem Geiste und mit
welchen Gefühlen Unsere hochverehrten lieben Gäste in Stuttgarts Mauern
willkommen geheißen werden. Eure Majestät haben auch Meiner Haupt-
und Residenzstadt einen Beweis aufrichtigster gnädigster Gesinnung und
Zuneigung gegeben, indem Allerhöchstdieselben auch dem Rathause einen
Besuch abstatteten, wofür Ich nicht versäumen möchte, Meinen herzlichsten
Dank auch an dieser Stelle auszusprechen. Der Besuch Eurer Mazjestät
gilt aber insonderheit der Armee und ihren Leistungen, wovon Wir heute
die ersten Proben gesehen und wovon weitere noch bevorstehen werden.
Wenn das Armeekorps bisher die Zufriedenheit seines obersten Kriegsherrn
gefunden hat, so ist der größte Ruhm, der höchste Lohn errungen, nach dem
ein Soldatenherz am Ende eines an Mühe und Arbeit reichen Jahres
streben kann. Möchten Eure Majestät aus den Leistungen des heutigen
Paradetages, dem Ehrentage jedes Soldaten, die Ueberzeugung gewonnen
haben, daß nicht nur auf dem Paradefelde, sondern auch im Ernstfalle des
Krieges, wenn es gilt, Blut und Leben für seinen Kaiser und sein deutsches
Baterland hinzugeben, der Schwabe nicht hinter den anderen Volksstämmen
zurückstehen will. Ich hoffe, daß auch in der kommenden Woche auf dem
Manöverfeld die Truppen, die sich vor den Augen Eurer Majestät zeigen
sollen, in demselben Maße die Zufriedenheit Eurer Majestät finden werden,
wie dies nach den liebenswürdigen, anerkennenden Worten Eurer Moajestät
heute der Fall war. Alle Gefühle herzlichsten Willkommens und wärmsten
Dankes für den hohen Besuch, der für alle Zeit dem Armeekorps und
dem ganzen Volke in dankbarer und unauslöschlicher Erinnerung bleiben
wird, fasse ich zusammen in den Ruf: Ihre Majestäten der Kaiser und
die Kaiserin hurra, hurra, hurra!“
Der Kaiser antwortet mit folgender Rede:
„Eure Majestät bitte Ich zugleich im Namen der Kaiserin aus
tiefstem Herzen warmen Dank entgegenzunehmen für die gütige Einladung
nach Stuttgart, für den herzlichen Empfang der Bevölkerung und für den
schönen Tag in militärischer Beziehung, den Wir heute erlebt haben. Es
ist Mir eine besondere Freude gewesen, wiederum auf Wunsch Eurer
Majestät Meine Schritte in Ihre gastliche Hauptstadt zu lenken. Die Be-
Rehungen zwischen Eurer Majestät und Mir datieren weit zurück: Eure
ajestät waren der Zeuge der ersten militärischen Schule Meiner Kindheit,
als Ich mit zehn Jahren den ersten Parademarsch beim 1. Garderegiment
übte. Seither ist es Mir wiederholt vergönnt gewesen, freudige und ernste
Tage an Eurer Majestät Seite hier in Stuttgart zu verleben. Am heutigen
Tage hat das dreizehnte, königlich württembergische Armeekorps hervor-
ragende Haltung und Leistung aufzuweisen gehabt. Ich möchte nochmals
Eurer Mojestät aufrichtige Befriedigung und herzlichen Glückwunsch zu
diesem Erfolge, dem Ergebnis intensiver, hingebender Treue, Pflichterfüllung
und Arbeit aussprechen. Ich würde aber eine Pflicht der Dankbarkeit ver-
säumen und meiner Bewunderung für Württemberg nicht voll gerecht