Das Veeuische Reich und seine einzelnen Glieder. (September 8. 11.) 315
werden, wenn ich nicht auch an dieser Stelle seines berühmten Sohnes
gedächte, des Grafen Zeppelin, dem es vom Himmel vergönnt war, für
unser Bolk und Vaterland so Schönes zu vollbringen, und dem wir es zu
danken haben, daß sich das deutsche Bolk wieder einmal in einem großen
patriotischen Gedanken zusammengefunden hat, und dafür möchte Ich ihm
als Kaiser noch besonders danken. Eure Majestät, Ich bin gern wieder
hier eingekehrt in diese Gaue, von deren Höhen die Türme meines Stamm-
schlosses herabgrüßen. Die Wurzeln Meiner Familie senkten sich schon in
grauer Vorzeit in diesen Boden. Hier ist auch die deutsche Kaiseridee und
die deutsche Reichsidee lebendig. Das sieht man an den Gesichtern, das
sieht man an der ganzen Haltung des Volkes. Diese Ideen sind gehegt
und gepflegt worden und treiben immer neue schöne Blüten. Möge dieses
herrliche Land, möge dieses kerndeutsche Volk unter der gesegneten Regierung
Eurer Majestät blühen und gedeihen; möge über Eurer Majestät, dem
ganzen königlichen Hause und dem württembergischen Volke der Schutz und
Schirm Gottes auch fernerhin walten. Seine Majestät der König und Ihre
Moajestät die Königin hurra, hurra, hurra!“
8. September. (Preußen.) Die Gesetzsammlung veröffent-
licht das Gesetz über die Bewilligung weiterer Staatsmittel zur
Verbesserung der Wohnungsverhältnisse von Arbeitern in staat-
lichen Betrieben vom 3. August 1909 und das Gesetz über den
Anschluß der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen nicht-
staatlichen mittleren Schulen an die Alterszulagekasse der Volks-
schullehrer vom 25. August 1909.
8. September. Reichstagsabgeordneter Wilhelm Schack.
Schack ist wegen eines mit „Triole“" unterschriebenen Briefes am
Postschalter wegen Verdachts des Mädchenhandels verhaftet worden und er-
bittet Beurlaubung von seinen Dienstgeschäften als Vorsitzender des deutsch-
nationalen Handlungsgehilfenverbandes.
11. September. (Sachsen.) Landtagswahlprogramm der
Freifinnigen Vereinigung für das Königreich Sachsen.
Es verlangt u. a. Einführung des Reichstagswahlrechts mit Ver-
hältniswahl für den Landtag, Neueinteilung der Wahlkreise, Reform der
Ersten Kammer, zeitgemäße Gemeindesteuerreform, Ersparnisse im Staats-
haushalt, Reform des Unterrichtswesens und einsichtsvolle Förderung des
gewerblichen Mittelstandes.
11. September. (Karlsruhe.) Der Kaiser hält vom Parade-
felde aus an der Spitze der Fahnenkompanie und gefolgt vom Kron-
prinzen, vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, vom Groß-
herzog von Hefssen, vom Herzogregenten von Braunschweig und
anderen Prinzen seinen Einzug in Karlsruhe.
Auf die Ansprache des Oberbürgermeisters Sigrift erwiderte der
Kaiser mit etwa folgenden Worten: „Ich spreche Ihnen meinen herzlichsten
Dank aus für die freundlichen Worte des Willkomms, die Sie Mir namens
der Bürgerschaft von Karlsruhe soeben entgegengebracht haben. Ich bin
schon so oft hier in Karlsruhe eingekehrt, daß Ich bei Ihnen kein Fremder
mehr bin. Ich habe mit Ihnen zusammen freudige und schmerzliche Tage