328 JHNos Nesvische Reich und seine einelnen Glieder. (Oltober 4. 6.)
und wodurch sie gesiegt!“ Diese Worte gelten jetzt ganz besonders für
das Verhältnis des Deutschen Reichs zu Oesterreich-Ungarn. Notwendig
wurden die Befreiungskriege durch die Uneinigkeit der Deutschen und deren
Eifersucht. Möchte so etwas nie mehr vorkommen in dem Verhältnis
zwischen, den zwei großen Nachbarreichen! Gesiegt hat das Deutsche Reich
urch Einigkeit, und was Einigkeit vermag, das haben wir gerade im
letzten Jahre gesehen. Durch die Einigkeit Deutsplands mit Oesterreich-
Ungarn wurde für beide ein schwerdrohender Krieg verhindert und der
Frieden gewahrt. Dank dem wiederhergestellten guten Verhältnisse zwischen.
Deutschland und Oesterreich-Ungarn war es auch nur möglich, daß 1870
so schöne, schnelle Siege errungen wurden. Dadurch, daß dank dem Fürsten
Bismarck Preußen 1866 Oesterreich nicht einen Fuß breit Boden abverlangte,
wurde es ermöglicht, daß die süddeutschen Staaten sich anschließen konnten.
So sehen wir in Mitteleuropa den Dreibund, der seit Jahren besteht und
jahrelang fortbestehen möge, zur Ehre der Nationen, die in ihm vertreten
sind, und zur Wahrung des Friedens! Es ist eine eigene Erscheinung,
daß dieser Dreibund ungefähr das Gebiet umfaßt, das das heilige römische
Reich deutscher Nation umfaßte. Freude war letzterm wenig beschieden;
um so mehr dem heutigen Bund. — Ueber das Echo, das diese Rede bei
den Deutschen Oesterreichs findet, siehe Oesterreich 4. Oktober!
4. Oktober. (Berlin.) Wahl des Präfidiums des Hansabundes.
Es werden gewählt: 1. als Präsidenten: Geh. Justizrat Professor
Dr. Riesser, Landrat a. D. Rötger, Ehren-Obermeister Richt; 2. als
Bizepräsidenten: Rudolf Crasemann-Hamburg, Dr. Steche-Leipzig, In-
genieur Hirth-Cannstatt.
4. Oktober. (Berlin.) Präsidium und Direktorium des Hansa-
bundes beschließen Richtlinien für die nächste Tätigkeit des Bundes.
1. Betreffs des Grundsatzes der Gleichberechtigung aller Erwerbs-
stände; 2. betreffs der Förderung der gemeinsamen Interessen von Gewerbe,
Handel und Industrie ohne Unterschied der politischen und religiösen Ueber-
zeugung; 3. betreffs Reformen in der Staatsverwaltung; 4. betreffs Auf-
klärung der öffentlichen Meinung über die Bedeutung von Gewerbe, Handel
und Industrie; 5. betreffs besserer Verbindungen der im Ausland lebenden
Deutschen mit dem Vaterlande.
4. Oktober. (Sachsen-Meiningen.) Allgemeine Wahlen
zum Meininger Landtage.
Es werden für 16 Sitze gewählt: 4 Liberale und 9 Sozialdemo-
kraten bei 3 Stichwahlen. Der frühere Landtag hatte 7 Sozialdemokraten.
6. Oktober. Der „Reichsanzeiger“ macht bekannt, daß das
Großherzogtum Luxemburg aus der norddeutschen Brausteuergemein-
schaft am 1. August 1909 ausgeschieden ist.
Anfang Oktober. Der süddeutsche Reichstagsabgeordnete Kon-
rad Haußmann richtet an August Bebel einen offenen Brief über
die Frage eines Zusammengehens der Sozialdemokraten mit den
entschieden Liberalen, erhält aber die Antwort, „daß die Differenzen
in der Auffassung von der Natur des Staates und der Gesellschaft
unüberbrückbare sind“.