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29. Januar. (Prag.) Die Rechte der deutschen Studentenschaft.
Nach der Narodni Listy hat der Ministerpräsident Frhr. Dr. v. Bie-
nerth auf die telegraphische Forderung des Prager Bürgermeisters Gros,
den Studentenbummel und das Farbentragen zu verbieten, geantwortet:
Man kann den deutschen Studenten den Zugang und die Durchgänge zu
den öffentlichen Straßen und Plätzen in Prag, also auch zum Graben,
und das Einzelpromenieren nicht verbieten. Gegenüber den tschechischen
Abgeordneten habe Frhr. v. Bienerth geäußert, das Farbentragen der
Studentenschaft entspreche einem alten Gebrauche, worin man eine heraus-
fordernde Absicht nicht erblicken könne, ein Farbenverbot nur für die deutsche
Burschenschaft Prags sei daher nicht angängig. — Das Professoren-
kollegium der philosophischen Fakultät der Prager deutschen Universität
hat einstimmig beschlossen, einen Protest an den Ministerpräsidenten wegen
der unerhörten Angriffe zu richten, denen die deutschen Studenten durch
die tschechische Bevölkerung seit mehr als einem Vierteljahre ausgesetzt sind.
Die deutschen Studenten befleißigten sich einer musterhaften Ordnung,
nähmen nur das Recht der freien Bewegung in der Hauptstadt Böhmens
für sich in Anspruch und hätten während der kritischen Zeit geradezu eine
bewunderungswürdige Mäßigung an den Tag gelegt. Die tschechische Be-
hauptung, der sonntägige Spaziergang der deutschen Studenten rufe eine
Störung des geschäftlichen Verkehrs hervor, entspreche um so weniger den
Tatsachen, als die Geschäfte während dieser Zeit überhaupt geschlossen seien.
Die Angriffe des tschechischen Pöbels richteten sich nicht so sehr gegen die
deutschen Studenten allein als gegen den Bestand der ganzen deutschen
Universität und den Bestand des gesamten Deutschtums in Prag; angesichts
der unverhüllten Ankündigungen einer maßlosen Hetze gegen die Deutschen
für den nächsten Sonntag, die sogar ein Blutvergießen befürchten ließen,
bitte die Fakultät den Ministerpräsidenten dringend, der unerhörten Agi-
tation gebieterisch entgegenzutreten und die Bewegungsfreiheit und das
Leben der deutschen Studenten mit allen Mitteln zu schützen.
29. Januar. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Graf
Sternberg entfefselt einen Entrüstungssturm der Deutschen
durch seine Behauptung, in Böhmen gäbe es nur Tschechen und
Einbrecher.
1. Februar. (Ungarn.) Veränderte Situation.
Die politischen Schwierigkeiten werden auf die Haltung der Un-
abhängigkeitspartei zurückgeführt, die drei Jahre lang regiert hat ohne
ihre früheren Versprechungen zu erfüllen und deshalb das Bedürfnis fühlt,
endlich in irgendeinem Punkte auch einen Erfolg aufzuweisen. Ursprünglich
suchte sie diesen Erfolg auf dem Gebiete der militärischen Fragen, dieses
Bestreben scheiterte jedoch an dem Widerstand der Krone, die eine gewisse
Scheu davor hatte, vor der Herbeiführung gefestigter parlamentarischer
Verhältnisse in Ungarn neue Zugeständnisse zu machen. Dann warf sich
die Unabhängigkeitspartei auf die Bankfrage und sie ist jetzt eben bemüht,
in diesem Punkte etwas zu erreichen, was sie ihren Wählern gegenüber
als „Errungenschaft" bezeichnen könnte; aber auch diese Bestrebungen können
nicht zum Erfolg führen, da die Krone in die Trennung des Bankwesens
schon mit Rücksicht auf die unversehrte Erhaltung der finanziellen Kriegs-
bereitschaft auf keinen Fall einwilligen wird. Und so beginnt man schon
wieder nach einem andern Erfolg zu streben, indem man das Schlagwort
ausgegeben hat, die Unabhängigkeitspartei müsse die Regierung allein in