426 Die Aälerreichisc-unserische Moesarchie. (August 24.—30.)
Anordnung zu entsprechen. Der Metropolitan von Hermannstadt und der
Erzbischof von Blasendorf haben die Vermittlung des Kardinals Fürst-
primas Vaszary angerufen, damit der Erlaß zurückgezogen werde, da sie
kraft der von Gott stammenden Rechte der Kirche ihm nicht Folge leisten
können. (Siehe 27. August Ungarn.)
24. August. (Ungarn.) Der Präsident des Abgeordneten-
hauses Justh hält in Felegyhaza eine politische Rede.
Er führt aus, daß er und seine Anhänger an den Forderungen
einer selbständigen Bank und eines selbständigen Zollgebiets unentwegt
festhalten und auf deren Errichtung im Jahre 1911 bezw. 1917 unver-
ändert bestehen, und daß sie zu einer provisorischen Verlängerung des
Bankprivilegs sowie zu jeder andern Konzession durchaus nicht geneigt
seien. Die Besorgnisse der Krone müßten zerstreut werden. Doch hiervon
allein dürfe das Schicksal des Landes nicht abhängig gemacht werden.
Das Parlament müsse zeigen, daß es Rückgrat besitze und Drohungen
nichts fruchten. Eine Fusion hält Justh nur für möglich, wenn die
Minderheit in der Mehrheit aufgehe; jede andere sei unmoralisch und
müsse verhindert werden. Ueber die Wahlreform sagte Justh kein Wort.
27. August. In Trient stürmt eine irredentistische Menge
das Bahnhofgebäude, um patriotische Italiener zu verhindern, zum
Innsbrucker Kaiserfest zu fahren. Die Abreise kann erst erfolgen,
als 200 Gendarmen und Polizisten den Festteilnehmern zu Hilfe
kommen.
27. August. (Ungarn.) Sprachverordnungen.
Das in Arad abgehaltene Konsistorium der rumänischen Kirche
beschloß, dem Erlaß des Kultusministers zur Erteilung des Religions-
unterrichts in ungarischer Sprache den Gehorsam zu verweigern und die
Geistlichen unter Androhung von Disziplinarstrafen anzuweisen, den
Religionsunterricht ausschließlich in rumänischer Sprache zu geben.
29. August. (Tirol.) Jahrhundertfeier der Erhebung Tirols.
Auf dem Plateau des Iselberges bei Innsbruck findet eine Huldi-
gung vor dem Kaiser statt. Auf eine Ansprache des Landeshauptmanns
Dr. Kathrein erwidert der Kaiser:
„Die Erhebung Tirols ist als Beispiel dessen, was ein gottesfürch-
tiges, treues und durch harte Arbeit gestähltes Volk vermag, zum Gemein-
gut aller Völker geworden. Ich aber, der Ich heute als Enkel weiland
Seiner Majestät eures in Gott ruhenden Kaisers Franz zu euch spreche,
Ich denke mit Meinem ganzen Hause dankbaren Herzens all der Getreuen,
die damals Gut und Blut für ihren Kaiser geopfert haben. Daß dieser
Geist in den Nachkommen fortbesteht, haben meine Kaiserjäger, haben die
Tiroler Landesverteidiger in allen Kriegen gezeigt.“
Der Kaiser fährt dann in italienischer Sprache fort und schließt
mit den Worten: „So versichere Ich euch denn, liebe Getreuen von Tirol,
Meiner väterlichen Liebe und entbiete euch Meinen kaiserlichen Gruß und
Dank. Ich und Mein Haus halten euch Treue um Treue. Gott verleihe
Uns und euch seinen Segen.“
30. August. (Bregenz.) Jahrhundertfeier des Vorarlberger-
landes.
Der Kaiser hält dabei folgende Ansprache: „Meine lieben Vorarl-