446 Spanien. (Juli 17. — August 2.)
17.—24. Juli. Kämpfe in Marokko siehe unter Marokko!
21. Juli. (Barcelona.) Wegen der Bedrohungen von Offi-
zieren durch ihre Truppen werden den dortigen Mannschaften sämt-
liche Patronen abgenommen.
22. Juli. (Madrid.) Bei der Abfahrt der Jägerbataillone
zum marokkanischen Kriegsschauplatz finden Ruhestörungen statt.
Wegen der drohenden Haltung der Bevölkerung reist die marokkanische
Sondergesandtschaft schleunigst ab.
26. Juli. Der beim König in San Sebastian weilende
Minister des Außern erklärt, Spanien würde seine Maßnahmen
bei Melilla zum Schutz des spanischen Gebiets in den durch den
Vertrag von Tetuan vorgesehenen Grenzen halten, ohne dem mili-
tärischen Vorgehen den Charakter eines Krieges gegen das Sultanat
zu geben.
26.— 31. Juli. Schreckenswoche in Barcelona.
Da als Kundgebung gegen den Feldzug in Marokko der allgemeine
Ausstand erklärt wurde, ist über Barcelona der Belagerungszustand ver-
hängt worden. Durch das Aufreißen von Eisenbahnschwellen und Durch-
schneiden von Telegraphen= und Telephondrähten bei Sabadell wird der
Eisenbahnverkehr gestört und deshalb der Belagerungszustand über die
ganze Provinz Barcelona ausgedehnt.
27. Juli. Zusammenstoß zwischen der Gendarmerie und der Be-
völkerung, wobei ein Gendarmeriehauptmann, drei Gendarmen und acht
Kundgeber getötet und über zwanzig Personen verwundet wurden.
28. Juli. Der König erläßt ein Dekret, das die verfassungsmäßigen
Garantien für ganz Spanien aufhebt. Ueber die Presse wird eine strenge
Zensur verhängt.
28. Juli. Barrikadenkämpfe. Namentlich richten sich die Auf-
ständigen gegen die kirchlichen Niederlassungen.
28. Juli. Amtlich wird bekannt gemacht, daß am 27. wieder ein
Gefecht mit den Rifkabylen stattgesunden habe, bei dem auf spanischer
Seite über 200 Mann tot oder verwundet seien. Unter den Gefallenen
befinden sich General Pintos und zwei Bataillonskommandeure.
29. Juli. Der Aufruhr verbreitet sich über ganz Catalonien,
von wo die Truppen und Reservisten bis auf 6000 Mann nach Marokko
hinübergesandt sind. Ueberall verbindet sich der Widerwille gegen den
afrikanischen Krieg mit antiklerikalen Tendenzen.
30. Juli. Der Bahnverkehr von Cerbere nach Spanien wird ein-
gestellt. In Barcelona kämpfen 10000 bewaffnete Revolutionäre unter
Leitung des Revolutionskomitees gegen die Gendarmerie und Artillerie.
Alle Klöster mit Ausnahme des in Calle Caspre werden in Brand ge-
steckt. Viele Priester und Nonnen werden erbarmungslos hingeschlachtet;
bis zum 30. Juli betrug die Zahl der Toten über 120, die der Ver-
wundeten 300.
2. August. In Barcelona wird die Ruhe wiederhergestellt
und mit dem Abreißen der Barrikaden begonnen.
Personen, die mit den Waffen in der Hand oder mit geraubten