Greßbrilannien. (März 31. — April 26.) 465
genommenen Rede Balfours über das Schiffsbauprogramm
der sofortige Bau von acht Dreadnoughts verlangt wurde.
31. März. Die Staatseinnahmen in dem ablaufenden Finanz-
jahre beliefen sich auf 151578295 Pf. St., d. i. 4959 395 Pf. St.
weniger als im Finanzjahre 1907/1908.
1. April. Das Gesetz über Kinder tritt in Kraft, das als
die Charter der Kinder bezeichnet worden ist.
In Zukunft ist keinem Knaben unter sechzehn Jahren gestattet zu
rauchen. Die Polizisten haben die Pflicht, Knaben am Rauchen zu ver-
hindern, und das Recht, den bei den Knaben vorgefundenen Tabak weg-
zunehmen. Tabakhändlern ist unter Androhung beträchtlicher Geldstrafen
der Verkauf von Tabak an Knaben verboten. Der Aufenthalt in Wirts-
häusern ist Kindern unter vierzehn Jahren verboten; selbst der Versuch,
Kinder zu dem Betreten von Räumen zu veranlassen, in denen geistige
Getränke zum sofortigen Genusse verkauft werden, ist strafbar.
16. April. Die Königin Alexandra von England und die
Kaiserin-Witwe von Rußland Dragmar treffen in Paris mit König
Eduard VII., der von Biarritz zurückkehrt, zusammen. Der König
hat mit dem Ministerpräsidenten Clemenceau eine dreiviertelstündige
Unterredung.
18. April. Das englische Königspaar und die Zarin-Mutter
treten von Genua aus eine Mittelmeerreise an.
Mitte April. In der englischen Arbeiterpartei kommt
es zwischen den Gewerkschaften und den Sozialisten zu einem Zwiespalt.
Die vier hervorragendsten Begründer und Mitglieder der „Indepen-
dant Labour Party“ Keir Hardie, Ramsay Macdonald, Philip Snow-
den und Bruce Glasier treten aus dem Administrativ-Rate der Partei
aus. Ihre Hauptgegner sind die marxistischen und deutsch-feindlichen
„Sozialdemokraten“ Hyndman, Gründer der „Social Democratic Fede-
ration“, und Blatchford, Herausgeber des „Clarion“.
26. April. (Unterhaus.) Chinesische Bahnanleihe. Oster-
reichische Flottenrüstungen. Indische Reformen.
In Erwiderung von Anfragen über den Einspruch Englands bei
der chinesischen Regierung wegen der Kanton-Hankau-Bahnanleihe sagt der
Parlamentsuntersekretär des Auswärtigen Amtes, Mac Kinnon Wood, die
Antwort der chinesischen Regierung sei am 14. d. M. eingegangen. In
dieser verteidige die Regierung im allgemeinen ihre Haltung, berühre aber
gar nicht die Behauptung der englischen Regierung, daß der Abschluß der
Anleihe unter Bedingungen, die keine Bürgschaften für die angemessene
Verwendung der Gelder böten, dem Sinne nach einen Bruch des Ab-
kommens von 1905 bedeute. Die chinesische Regierung sei hierauf hin-
gewiesen worden. Im weiteren Verlauf der Sitzung stellt Rees an den
Ersten Lord der Admiralität die Anfrage, ob Auskunft zu erhalten sei
über die Absicht Oesterreich-Ungarns, seine Flotte um vier oder mehr
Dreadnoughts zu vermehren. Mac Kenna antwortet bejahend. Die Vor-
lage zur Einführung von Reformen in Indien wird in dritter Lesung
angenommen. Wegen der im Oberhause gegen den Willen der Regierung
Europäischer Geschichtskalerde. L. 30