546 Riederlande. (Juni 3. — Dezemer 31.)
zur Ledrohung mit einem Revolver noch kur Fortsetzung der den marok-
kanischen Konsulatssoldaten zugefügten Schläge. Den weitern in den An-
trägen der beiden Parteien erhobenen Ansprüchen (Auslieferung der drei
deutschen reichsangehörigen Deserteure, die vom deutschen Sachwalter Ge-
heimrat Lentze verlangt wurde), kann nicht stattgegeben werden.
2.—4. Juni. (Haag.) Jahrestagung des internationalen
Kolonial-Instituts unter Ehrenvorsitz des Prinzen der Niederlande.
Bei der Verhandlung über Kreditgewährung an Eingeborene spricht
auch Staatssekretär Dernburg über die Tätigkeit des deutschen kolonial-
wirtschaftlichen Komitees. Auf Einladung des Herzogs Johann Albrecht
zu Mecklenburg, Regenten von Braunschweig, wird das Institut 1910 in
Deutschland tagen und zwar zwei Tage in Braunschweig, am dritten Tage
in Berlin.
11. Juni. Wahlen zur Zweiten Kammer.
Es werden gewählt: 7 Liberale, 3 Demokraten, 25 Ultramontane,
20 orthodoxe Protestanten und 9 von der Partei der historischen Christen.
Es haben 36 Stichwahlen stattzufinden, an denen 23 Liberale, 7 Demokraten,
11 Sozialisten, 21 orthodoxe Protestanten, 2 Ultramontane und 8 von der
Partei der historischen Christen beteiligt sind.
Bei den am 23. Juni stattfindenden Stichwahlen werden gewählt:
13 Liberale, 5 Demokraten, 6 Sozialisten, 20 Protestanten und 9 von der
Partei der historischen Christen. Danach ist die Zusammensetzung der neuen
Kammer folgendermaßen: 25 Liberale, 8 Demokraten, 7 Sozialisten,
25 Katholiken, 23 Protestanten, 12 von der Partei der historischen Christen.
In der neuen Kammer beträgt also die Anzahl der Abgeordneten der
rechtsstehenden Parteien 60, die der linksstehenden 40, gegen 49 bezw. 51
in der alten Kammer.
2.—6. August. (Scheveningen.) Europäische Eisenbahn-
konferenz zur Regelung des Verkehrs der durchgehenden Wagen
für den Winterfahrplan.
Es sind Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Dänemark, Niederlande,
Belgien, Frankreich und Italien mit 73 Eisenbahnverwaltungen vertreten.
22. September. Eröffnung der Kammern.
In der Thronrede wird zur Hebung der Finanznot eine Er-
höhung der Einfuhrzölle vorgeschlagen; ferner eine Staatskommission, die
untersuchen soll, welche Veränderungen an der Verfassung vorzunehmen
seien. Das Budget für 1910 weist bei 186 Millionen Gulden Einnahmen
und 199 Millionen Gulden Ausgaben einen Fehlbetrag von 13 Millionen auf.
24. Dezember. Der ehemalige Premierminister Dr. jur.
N. G. Pierson f, 70 Jahre alt.
31. Dezember. Der Prinz der Niederlande Herzog Heinrich
von Mecklenburg erhält, wie der „Reichsanzeiger“ bekannt macht,
die Rettungsmedaille am Bande.