Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Dãnemark. (Juli 17.—August 30.) 549 
Der Landesverteidigungsminister Neergaard brachte darauf die Landes- 
verteidigungsvorlagen in der vom vorigen Folkething in zweiter 
Lesung angenommenen Fassung. Eine Ausnahme macht die Vorlage über 
die Landesbefestigung Kopenhagens, die wieder die ursprüngliche, von der 
Regierung beschlossene Gestalt erhalten hat und vorgeschobene befestigte 
Positionen auf der Landseite Kopenhagens vorsieht. 
17. Juli. Den aus Stockholm ausgewiesenen Russen 
wird die beabsichtigte Landung in Kopenhagen verweigert. 
21. Juli. Das Folkething lehnt bei der zweiten Beratung 
der Landesverteidigungsvorlagen den Gesetzentwurf über vor- 
geschobene befestigte Pofitionen auf der Landseite Kopenhagens in 
namentlicher Abstimmung mit 63 gegen 41 Stimmen ab. 
31. Juli. Das Ministerium Neergaard nimmt seine 
Entlassung, weil sein Vermittlungsvorschlag, die Frage der 
Landbefestigung Kopenhagens bis 1920 hinauszuschieben und dann 
einer Volksabstimmung zu überlassen, im Heeresausschuß ab- 
gelehnt wird. 
11. August. Graf Frijs teilt dem König mit, daß er nicht 
imstande sei, ein neues Ministerium zu bilden. 
16. August. Ministerwechsel. 
Das neue Kabinett ist folgendermaßen zusammengesetzt: Graf Hol- 
stein-Ledreborg wird Ministerpräsident und Minister ohne Portefeuille, der 
bisherige Ministerpräsident Neergard wird Finanzminister, der frühere 
Ministerpräsident J. C. Christensen Verteidigungsminister und Thomas Larsen 
Verkehrsminister. Der bisherige Minister des Aeußern Graf Ahlefeldt, der 
Justizminister Högsbro, der Kultusminister Sörensen, der Minister des 
Innern Berntsen, der Landwirtschaftsminister Nielsen und der Handels- 
minister Hansen verbleiben im Amte. 
29. August. Als Einspruch gegen den Eintritt J. C. Christensens 
in das Kabinett veranstaltet die Bevölkerung der Hauptstadt einen 
Umzug, an dem viele tausend Personen teilnehmen. 
Daran schließt sich eine Versommlung. in der nach mehreren An- 
sprachen einstimmig beschlossen wird, den König und das Folkething zu 
ersuchen, den jetzigen Berteidigungsminister J. C. Christensen vor das Reichs- 
gericht zu stellen zur Untersuchung des Verhältnisses Christensens zu dem 
ehemaligen Justizminister Alberti. (Siehe 4. Oktober!) 
30. August. (Folkething.) Im Laufe der Erörterung über 
die Landesverteidigungsvorlagen führt Ministerpräfident Graf Hol- 
stein u. a. aus: 
„Wir haben nicht allein allgemeine Neutralitätsverpflichtungen. Das 
Nordsee- und das Ostseeübereinkommen verpflichten uns, im Augenblick des 
Auftretens einer Gefahr für unser Land oder für das Gebiet irgendeiner 
der beteiligten Mächte mit deren Gesandten in Verbindung zu treten, um 
uns über das Borgehen zu einigen; wir sind also verpflichtet, unter ge- 
gebenen Berhältnissen mit andern Mächten zusammenzuarbeiten, und das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.