570 Rufland. (Juni 26. — August 1.)
lands Vertreter auf der zweiten Haager Friedenskonferenz, auf
der Reise nach Livland, 64 Jahre alt.
25. Juni. Der Reichsrat vertagt sich bis zum 28. Oktober.
Anfang Juli. Der Reichshaushaltsetat für 1909 wird
publiziert.
Er weist nach den Beschlüssen des Reichsrates wesentliche Verände-
rungen gegenüber dem Etatsentwurf der Reichsduma vom 11. Juni auf.
Danach sind 350 Millionen Rubel 1909 fälliger, durch das Gesetz vom
19. Dezember 1908 umgewandelter, kurzfristiger Schatzscheine in das Budget
nicht eingestellt und der von der Reichsduma abgelehnte Kredit von 3 400 000
Rubel für Kriegsschiffbauten nach § 13 des Etatsgesetzes in den Etat auf-
genommen worden. Das Gesamtbudget des Reiches weist demnach auf:
ordentliche Einnahmen 2459 Millionen Rubel, außerordentliche 5,2 Millionen,
zusammen 2464 Millionen Rubel; ordentliche Ausgaben: 2450 Millionen,
außerordentliche 146 Millionen, zusammen 2546 Millionen Rubel. Es bleibt
ein Fehlbetrag von 131.127 Millionen Rubel, der durch eine 4½ prozentige
Anleihe vom Januar 1909 gedeckt ist. Im Budget erhalten bei den ordent-
lichen Ausgaben das Kriegsministerium 474 Millionen, das Marine=
ministerium 89 Millionen, das Unterrichtsministerium 64 Millionen, das
Justizministerium 71 Millionen Rubel. Für das Kriegsministerium wurden
außerdem 65 Millionen Rubel für außerordentliche Ausgaben eingestellt.
1. Juli. Der finnische Landtag vertagt sich nach vier-
wöchentlicher Dauer bis Mitte September.
18. Juli. Im ganzen russischen Reich wird die 200 jährige
Wiederkehr des Schlachttages von Poltawa festlich begangen.
Der Zar, die Großfürsten und der Ministerpräsident Stolypin machten
die Feier in Poltawa mit. In Petersburg wird der Grundstein zu einer
neuen Newabrücke gelegt, die den Namen Peters des Großen führen wird.
20. Juli. Untergang des Unterseeboots „Kambola".
Die eingeleitete Untersuchung hat eine unerwartete Wendung ge-
nommen. Der Kommandeur der Kambola, Leutnant Akwilonow, verwaltete
die Kasse der Unterseebootabteiluug, und das Leben auf großem Fuße, das
er führte, hatte schon vor einiger Zeit den Verdacht erregt, daß er die
Mittel hierzu aus der Schiffskasse schöpfte. Leutnant Akwilonow erhielt
den Befehl, die Kasse einem anderen Offizier zu übergeben, doch bevor dies
geschehen konnte, wurde in der Kammer Akwilonows unter rätselhaften Um-
ständen ein Einbruch verübt, wobei gegen 3000 Rubel Schiffsgelder ab-
handen kamen. Es wurde eine Untersuchung über den Vorfall eingeleitet,
als das Unglück mit der Kambola eintrat, das der ganzen Mannschaft des
Bootes das Leben kostete, mit alleiniger Ausnahme des Kommandeurs, der
auf „wunderbare“ Weise gerettet wurde. Diese sonderbare Verkettung von
Umständen hat die Untersuchungsbehörden auf den Verdacht gebracht, daß
beim Untergang des Unterseebootes nicht ein unglücklicher *'r• oder ein
Versehen mitgespielt habe, sondern eine bestimmte Absicht, und es ist infolge-
dessen die Verhaftung Akwilonows verfügt worden.
1. August. Bestechungen der Militärintendanturbeamten.
Z Senator Carin, der vom Kaiser mit der Durchsicht der Militär-
intendantur beauftragt war, hat ein über ganz Rußland verbreitetes Be-
stechungssystem auf dem Gebiete der Armeelieferungen aufgedeckt