Türt#ei. (Februar 15.—17.) 579
der Kammer; bis zur Ernennung eines der Kammer genehmen Ministers
wird niemand die Schiffe betreten. Sie liegen unter Dampf, beinahe klar
zum Gefecht. Der zweite Brief ist von Arif Pascha, dem bisherigen
Marineminister. Er sagt, daß er sein Abschiedsgesuch zurückgezogen gehabt
habe, als er entsetzt worden sei; er habe das Vertrauen der Kammer und
lege seine und der Flotte Sache in ihre Hände. (Beifall.) Das dritte
Schreiben ist von Ali Risa Pascha, dem bisherigen Kriegsminister. Er
wird noch deutlicher, bestreitet dem Großwesir das Recht, ihn wie einen
Diener hinauszuwerfen und mit tönenden Redensarten von der Wichtig-
keit der Stellung als Kommissar in Egypten zu beleidigen. Er habe seine
Entlassung nicht gegeben und lege Berufung bei der Kammer ein.
Die Briefe finden Beifall, und ein Mißtrauensvotum gegen den
Großwesir, weil er die Volksvertretung über die gefährliche Lage des
Landes in Zweifel gelassen habe, wird mit 198 gegen 8 Stimmen, unter
Stimmenthaltung der Griechen und eines Teils der Armenier, an-
genommen.
In der Sitzung des 14. Februar verliest der Präsident ein Schreiben
des ersten Sekretärs des Sultans, daß der Sultan den Minister des Junern
Hüssein Hilmi Pascha zugleich zum Großwesir ernannt und mit der Bildung
eines Kabinetts beauftragt habe. Ein zweites Schreiben bringt die Nach-
richt, daß der Scheich ül Islam zurückgetreten sei, und daß der Sultan zu
seinem Nachfolger Sia-ed-Din ernannt habe.
15. Februgr. Neues Ministerium.
Die türkischen Blätter veröffentlichen die endgültige Ministerliste.
Danach übernimmt Hüssein Hilmi Pascha das Präsidium und das Innere,
Rifat Bei das Aeußere, Risa Pascha die Marine, Ali Risa Pascha den Krieg;
Sia-ed-Din wird Scheich ül Islam. Die andern Minister des bisherigen
Kabinetts verbleiben auch in dem neuen, in dem das jungtürkische Element
vorherrscht.
15. Februar. Boykott gegen österreichisch-deutsche Waren.
In Haifa sind aus einem österreichischen Dampfer für deutsche
Firmen bestimmte Waren bei der Landung ins Meer geworfen worden.
Hierauf veranstalteten Eingeborene eine große bewaffnete Kundgebung gegen
das österreichische Konsulat.
16. Februar. Der Sultan empfängt den Kammerpräsidenten
Achmet Risa Bei in einstündiger Audienz.
17. Februar. (Kammer.) Regierungsprogramm. Budget-
vorlage.
Der neue Großwesir Hilmi Pascha entwickelt in der türkischen
Deputiertenkammer das Programm seines Kabinetts. Das Haus ist dicht
besetzt, die Tribünen überfüllt. Der Großwesir erscheint in Begleitung des
Kriegsministers, des Scheichs ül Islam, des Marineministers und des
Handelsministers.
Als Aufgaben der inneren Politik bezeichnet der Großwesir die
Reorganisation der Verwaltung, die größte Sparsamkeit, die Sorge für
die öffentliche Sicherheit und die allgemeine Volksbildung. Die Regierung
wird gegen alle separatistischen Bestrebungen ankämpfen, die den Gedanken
eines einigen unteilbaren Vaterlandes zerstören wollen. Die anderen Nationen
werden dann wissen, daß sie es mit einem Volk zu tun haben, das den
Wert seiner Einheit zu schätzen versteht und weiß, was es wolle, um seine
Unabhängigkeit zu bewahren. Zur äußeren Politik übergehend, erklärt der
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