Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Aückei. (März 7.— April 13.) 583 
die Vorrechte bezüglich der Zweiglinien beständen nur andern Gesellschaften 
gegenüber. Es stehe der Regierung frei, in eigener Regie die Zweig- 
bahnen zu bauen. Die Minenkonzessionen längs der Strecke seien nicht 
nur bei der Anatolischen Bahn, sondern bei allen Bahnen üblich. Die 
Linie lege der Nation zwar Opfer auf, aber sie trage zur Entwickelung 
der Türkei bei, und das nächste Geschlecht werde den Nutzen aus der 
Bahn ziehen. (Beifall.) 
Das Haus erklärt sich von den Ausführungen des Ministers befriedigt. 
7. März. Die Pforte empfängt von den Regierungen Serbiens 
und Montenegros die Versicherung, daß die außerordentlichen Kriegs- 
vorbereitungen nicht gegen die Türkei gerichtet seien. 
3. April. (Konstantinopel.) Der ehemalige Großwesir 
Kiamil Pascha veröffentlicht in der Zeitung „Ikdam“ Enthüllungen 
über die Einmischung des jungtürkischen Komitees in die Regierungs- 
geschäfte. 
Eine Bersammlung von 2000 Offfzieren protestiert gegen die aus 
Sparsamkeitsrücksichten geplante Massenentlassung und erwählt Vertreter, 
um der Kammer eine Denkschrift zu überreichen. 
5. April. (Kammer.) Die geheime Sitzung zur Beratung 
des österreichisch-türkischen Protokolls verläuft sehr stürmisch. 
6. April. Der Minister des Aeußern Tewfik Pascha, 
früher türkischer Botschafter in Berlin, wird zum Botschafter in 
London ernannt. 
Die arnautische Garde wird aus dem Jildis-Palast entfernt und 
aufgelöst. 
6. April. Der Chefredakteur des „Serbesti“ Hassan 
Techmi wird in der Nacht von einem Offizier auf der Brücke 
nach Stambul erschoffen. 
Der Ermordete gehörte zur liberalen Partei, die für größere Selb- 
ständigkeit der einzelnen Landesteile und nichttürkischen Nationalitäten 
eintritt. In der Kammer hat diese Partei die Minderheit, wird aber 
häufig von Griechen, Armeniern und Arabern unterstützt. Die jungtürkische 
Partei betont die Einheit des Ottomanischen Reiches und wird von den 
religiös-fanatischen Anhängern des Scheriats (d. h. der Herrschaft des 
geistlichen Rechts), an deren Spitze das islamische Komitee steht, unterstützt. 
7. April. (Kammer.) Die Interpellation wegen der Er- 
mordung Hafssan Techmis wird auf den 17. verschoben, um der 
Exekutivgewalt Zeit für die Ergreifung des Mörders zu geben. 
Volksaufläufe vor dem Parlament bezichtigen den Kammerpräfidenten 
Achmed Risa der Mitwisserschaft an dem Morde. 
13. April. In Konstantinopel bricht eine Militär- 
Revolte aus. 
Gegen 3 Uhr morgens marschiert das 4. Bataillon der Salonikier 
Jäger bewaffnet, aber ohne Offiziere, zum Platze Sultan Achmed. Aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.