Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

640 ereinigie Staaten von Imerih und H#ausds. (Dezember 7.) 
doktrin führten, annähernd verschwinden lassen. Aber weder die Doktrin, 
noch irgendeine andere könne eine unverantwortliche Regierung stützen, 
die sich ihren Verpflichtungen zu entziehen suche, unter dem unehrlichen 
Vorwand von Herrschgelüsten der Vereinigten Staaten. Der internationale 
amerikanische Handel verspricht eine gewaltige Entwickelung entsprechend 
den fortwährend verbesserten Einrichtungen, zu denen die geplante große 
Bank für das lateinische Amerika gehöre. Nachdem die Botschaft die Besse- 
rung des Verhältnisses zu Venezuela, die Uebertragung der Entscheidung 
im Alsopstreit an König Eduard und die Freundschaft mit Mexiko 
erwähnt hat, die bei der jüngsten Begegnung des Präsidenten in Elpaso 
zutage getreten sei, wendet sie sich dann gegen Nicaragua und seine 
unglaubliche Regierung. Zwei Amerikaner seien auf eigenen Befehl des 
Präsidenten Zelaya hingerichtet worden unter der Beschuldigung, reguläre 
Offiziere einer organisierten Streitkraft der Revolution gewesen zu sein, 
die seit einigen Wochen im Gange sei und zur Zeit etwa die Hälfte der 
Republik beherrsche. Die amerikanische Regierung werde mit Umsicht und 
Besonnenheit den wirklichen Sachverhalt feststellen und ihre Würde, ihre 
Pflicht gegen die amerikanischen Interessen und die Sache der Zivilisation 
in Nicaragua unverrückt im Auge behalten. 
Mit Bezug auf den fernen Osten wiederholt die Botschaft, daß 
Amerika für die Gleichberechtigung und gewissenhafteste Anerkennung der 
Integrität Chinas eintrete. Die hypothekarische Verpfändung der Likin- 
zölle an auswärtige Gläubiger sei bedenklich. Die Beteiligung amerika- 
nischer Banken an der chinesischen Eisenbahnanleihe erfolge unter Be- 
dingungen, welche die Amerikaner hinsichtlich der Lieferung des Eisenbahn- 
materials mit den anderen Nationen vollständig gleichstelle und erscheine 
nach monatelanger Verhandlung endlich gesichert. Zu Japan beständen 
freundschaftliche Beziehungen. Nach seiner ausdrücklichen Versicherung 
mache Japan keinen Anspruch auf die Bergwerke in der Mandschurei, die 
mit dem früheren amerikanisch-chinesischen Vertrage unvereinbar seien. 
Was den neuen Zolltarif anlangt, so hofft und glaubt der Prä- 
sident, daß er nicht zu einem Zollkrieg führen werde und daß er die ihm 
übertragene Vollmacht zur Anwendung des Maximaltarifes niemals werde 
anzuwenden brauchen, aber die Befugnis als solche werde den Präsidenten 
und das Staatsdepartement bei freundlichen Verhandlungen unterstützen. 
Es sei zu hoffen, daß die Arbeit des neuen Tarifamts von großem Nutzen 
sein werde, wenn der Kongreß sich entschließen sollte, eine Neuänderung 
der Zölle vorzunehmen. 
Beim Kriegsdepartement empfiehlt der Präsident den Bau 
einer künstlichen Insel zur Errichtung eines Forts an der Mündung der 
kiabenesal um diese wichtigste Operationsbasis an der ganzen atlan- 
tischen Küste vor dem Einbruch einer feindlichen Flotte zu sichern. 
Weiter wird die Ernennung einer Kommission befürwortet zur 
Herbeiführung eines gleichmäßigen Verfahrens bei dem Bundesgericht 
unter gleichzeitiger Vereinfachung und Beschleunigung desselben, sowie die 
Schaffung eines Gesetzes, das den Erlaß gerichtlicher Verfügungen bei 
Arbeitskonflikten verbietet. Sodann empfiehlt die Botschaft die Errichtung 
von Postsparkassen, die Bewilligung von Schiffahrtssubsidien, die Anerken- 
nung der Territorien Neumexiko und Arizona als Bundesstaaten, sowie 
die Bewilligung von 50000 Dollars zur Unterdrückung des sogenannten 
weißen Sklavenhandels und die Errichtung eines öffentlichen Bundes- 
gesundheitsamtes. 
Zum Schluß weist der Präsident in seiner Botschaft auf den hohen 
Stand der Prosperität des Landes hin und gibt der Ueberzeugung
	        
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