Müttel= und Jädemerika. (Juli 3.—13.) 645
Alexandrino Alcucar; Aeußeres: Rio Branco. — Nur Baron Rio Branco
ist aus dem Ministerium Pennas vom 15. November 1906 übernommen
worden, wohl wegen der Streitfragen mit Argentinien.
3. Juli. (Buenos Aires.) Der derzeitige argentinische
Gesandte in Rom, Dr. R. Saenz Pena, wird als Kandidat für die
Präfidentschaft der Republik Argentinien aufgestellt.
Anfang Juli. Paraguay und Deutschland.
Der Zwischenfall der Mißhandlung zweier Deutscher im Hause des
Deutschen Emilio Sonneborn und seiner Tochter, Frau Freiwald, durch
den höchsten Polizeibeamten in der deutschen Kolonie San Bernardino am
29. April 1909 wird durch die Bestrafung des Schuldigen und eine amt-
liche Entschuldigung der Regierung gegenüber dem deutschen Geschäftsträger
Dr. Olshausen erledigt.
9. Juli. (Brasilien.) Sühne der Ermordung eines Deutschen.
Ein seit zwei Jahren schwebender Prozeß wegen der Ermordung
des deutschen Kaufmanns Fürstenberg in Pernambuco wird durch einen
gerichtlichen Spruch zu Ende gebracht, der die beiden Täter zu je 30jähriger
Freiheitsstrafe verurteilt.
9. Juli. (Buenos Aires.) Mißglückter Schiedsspruch zwischen
Peru und Bolivien.
Der Minister des Auswärtigen läßt die Gesandten von Bolivia und
Peru einladen, auf das Ministerium zu kommen, um den Schiedsspruch
des Präsidenten der Republik in Sachen des Grenzstreites zwischen Pern
und Bolivia entgegenzunehmen. Der Gesandte von Bolivia folgt der Ein-
ladung nicht. Sein Fernbleiben wird viel besprochen. Zwei Beamte über-
bringen ihm den Schiedsspruch, der das strittige Gebiet in zwei annähernd
gleiche Teile teilt, aber trotzdem Peru leicht begünstigt. Die neue Grenze
folgt auf einer langen Strecke dem 69. Längengrade westlich von Greenwich.
Auf eine Anfrage erklärt der bolivische Gesandte, er habe seine Regierung
nicht auf die Annahme des Schiedsspruchs festlegen wollen.
10. Juli. (Bolivien.) Angriff auf die argentinische
Gesandtschaft.
Infolge der Entscheidung des Präsidenten der argentinischen Re-
publik in dem Grenzstreit zwischen Peru und Bolivien, die ganz zugunsten
Perus ausgefallen ist, macht in La Paz der Pöbel einen wütenden Angriff
auf die argentinische Gesandtschaft, so daß Truppen aufgeboten werden
müssen, weil man für die Sicherheit des Gesandten (s. 15. Juli) Fonseca
fürchtet.
10. Juli. (Cuba.) Aufhebung von Armeelieferungen.
Präsident Gomez erläßt eine Verfügung, die die durch einen Agenten
der kubanischen Regierung in Deutschland und Frankreich abgeschlossenen
Verträge über die Lieferung von Geschützen und Gewehren für die kuba-
nische Armee aufhebt. Ferner wird eine aus dem Oberstkommandierenden
Primo Guerra und zwei Offizieren bestehende Kommission eingesetzt, welche
die Vereinigten Staaten und Europa besuchen, die besten Modelle studieren
und neue Verträge schließen soll. Diese Maßregeln sind eine Folge des
Einspruchs der Vereinigten Staaten.
13. Juli. (Bolivien.) Die Regierung lehnt es ab, den