Dae Bertsche Reiq und seine einjelnen Slieder. (Februar 3. 4) 51
tischen Gleichmachens. Das Deutsche Reich sei groß und stark genug, daß
alle Stämme, sofern sie rückhaltlos sich als seine Glieder bekennen, ihre
besondere Eigenart pflegen und entwickeln können, ohne daß sein Gefüge
dadurch Schaden leide. Der warme, ungekünstelte und begeisterte Empfang,
der dem Kaiser im verflossenen Jahr in allen Bezirken von der Bevöl-
kerung bereitet worden sei, habe diesem wohlgetan und seine Liebe für
Elsaß-Lothringen und sein Volk wärmer und inniger gestaltet. — Der
Präsident des Landesausschusses, v. Jaunez, erwiderte mit der Versicherung,
der Landesausschuß werde mit der Regierung zum Wohle des Landes
zusammenarbeiten.
3. Februar. Der Umfang der deutschen Hilfe in Süditalien.
Nach der letzten Veröffentlichung der verschiedenen Komitees, bei
denen Gaben für die vom Erdbeben in Unteritalien Geschädigten ein-
gelaufen sind, nähert sich die Gesamtsumme den 17 Millionen Lire (genau
16687 199). Da von Deutschland gegen 5 Millionen Mark gespendet
worden sind, womit seine gesamte Beihilfe allerdings noch keineswegs
erschöpft ist, so ergibt sich, daß Deutschland allein zu der bis jetzt ses-
gestellten Summe der milden Gaben ein volles Drittel beigesteuert hat.
Das übrige verteilt sich auf Italien selbst und die andern Staaten.
4. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Die
dritte Beratung der neuen Besoldungsordnung beginnt mit
einer allgemeinen Besprechung.
v. Schenckendorff (ul.): „Meine politischen Freunde werden auch
bei der dritten Lesung sich streng an das Kompromiß halten, wiewohl sie
damit manchen Sonderwunsch und manche berechtigte Forderung aufgeben.
Aber sie glauben im Interesse der Beamtenschaft selbst richtig zu handeln;
auch die Rücksicht auf die Steuerkraft des Landes legt die Beschränkung
auf. Immerhin sind fast 16 Millionen mehr zur Bewilligung gekommen,
als die Regierung vorgeschlagen hatte.“ Nachdem der Redner noch die
Militäranwärterfrage besprochen und dahingehende Wünsche ausgesprochen
hat, bespricht er die besondern Verhältnisse der Schul- und Lehrerfragen,
die bei der Beamtenbesoldung in Betracht kommen. „Betreffs des Mittel-
schulwesens besteht eine klaffende Lücke, deren Ausfüllung schon seit Jahr-
zehnten dringend gefordert ist. Nachdem sämtliche übrigen Schulgattungen
bezüglich der Gehälter ihrer Beamten eine Regelung gefunden haben, bleibt
die des Mittelschulwesens nur allein noch offen. In betreff des Seminar-
und Präparandenwesens stand es mit den Gehältern bisher überaus traurig,
sie sind allerdings durch die neue Besoldungsordnung erheblich gebessert,
bedürfen aber noch immer einer weitern Erhöhung, wenn sie den Zweck
erfüllen sollen, gerade für die Lehrerbildungsanstalten ausgezeichnete Kräfte
heranzuziehen. Bei den Zeichen-, Musik= und Mittelschullehrern, die eine
einzige Gruppe bilden, ist das Prinzip maßgebend gewesen, diejenigen
Lehrer, die über die zweite Volksschullehrerprüfung hinaus eine Prüfung
abgelegt haben, mehr noch als bisher herauszuheben. Der Billigkeit würde
es entsprechen, wenn auch diejenigen Lehrer, die den Zeichen- und Musik-
unterricht an den höheren Lehranstalten in vollem Umfange und zur vollen
Zufriedenheit bisher erteilen und eine Prüfung nicht abgelegt haben, weil
sie bei ihrer Anstellung nicht gefordert wurde, von der Prüfung entbunden
würden. Warum die Staatsregierung aber auch die geprüften Turnlehrer,
die eine besondere Prüfung abgelegt haben, hier gänzlich im alten Rahmen
beläßt, bleibt gerade in einer Zeit, wo von allen Kreisen und auch vom
Staat eine größere leibliche und sittliche Ertüchtigung der Jugend an-
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