Iftrik##. (März 12.—Mai 5.) 655
befanden. Der Kindergarten war von 30 Kindern besucht, 18 Knaben
und 12 Mädchen.
12. März. (Marokko.) Der neue Vorsitzende der Entschädi-
gungskommission Mohammed el Ombra und der deutsche Delegierte
Dr. Probster treffen in Casablanca ein.
1. April. (Abessinien.) Kaiser Menelik erklärt die Konzession
der franzöfischen Gesellschaft für den Bau und Betrieb der Eisen-
bahn Dschibuti-Adis Abeba für nichtig, da die Gesellschaft die ihr
auferlegten Bedingungen nicht erfüllt habe. Die Arbeiten auf der
abessinischen Strecke Diredaua-Adis Abeba werden vorläufig ein-
gestellt.
17. April. (Marokko.) Niederlage der Truppen Mulay Hafids.
Der Sultan hat nach der Gefangennahme des Scherifen El Kittani
eine Mehalla gegen die Beni Mtir gesandt, um die Kabylen wegen einer
zurückgehaltenen Geldsumme des Kittani zu bestrafen und sie zur Stellung
von Askari zu zwingen. Die Kaids verweigern das und verbinden sich
mit den benachbarten Berberstämmen. Der Sultan läßt sofort den Machsen
zusammenrufen, um die Lage zu besprechen und die noch verfügbaren
Truppen abzusenden. Laut eingehenden Nachrichten fand der Kampf zwölf
Stunden von Fes statt. Die vereinigten drei Sultansheere sind fast auf-
erieben worden, der Rest kehrte ohne Kriegsmaterial und Geschütze nach
Fees zurück. Der Führer der verbündeten Berberstämme ist der Sohn des
großen Berberkaids Hammer von Seyan, der die Hauptstütze Mulay Hafids
nach dessen Ausrufung war. Wegen der Haltung Mulay Haftds tritt der
Sohn gegen ihn auf. Ihm sprechen die Berber die erbeuteten Geschütze
zu. Gefahr ist für Fes nicht zu befürchten. Vor Eintreffen der Unglücks-
botschaft hat Mulay Hafid dem Scherifen El Kittani tausend Stockschläge
Ten lassen, da er angeblich die Bestätigung der von Kittani geplanten
erschwörung erhalten hatte. El Kittani stirbt wenige Tage darauf an
den Folgen der Prühgelstrafe.
21. April. (Deutsch= Südwestafrika.) Der „Reichsanzeiger“
veröffentlicht zwei kaiserliche Verordnungen vom 15. Februar 1909,
wodurch die Ausfuhr von Angoraziegen und die Ausfuhr von Straußen
und Straußeneiern aus dem Schutzgebiete Deutsch--Südwestafrika
verboten ist.
25. April. (Tanger.) Selbsthilfe eines deutschen Unter-
nehmers.
Der deutsche Unternehmer für den Tangerer Hafenbau Renschhausen
läßt auf dem Kopf der von ihm gebauten Mole die deutsche Flagge hissen,
weil der Sultan die längst fällige Bausumme von 2 Mill. Franks nicht
bezahlt hatte. Auf Wunsch des deutschen Geschäftsträgers Freiherrn
v. Rotenhan läßt er sie aber am selben Tage wieder niederholen.
5. Mai. (Tanger.) Proteste der fremden Kaufleute.
Eine von französischer Seite veranstaltete internationale Versamm-
lung der Kaufleute protestiert gegen die Haltung des Machsen, der seine
Berpflichtungen gemäß der Akte von Algeciras nicht erfüllt habe, ins-