Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

66 Das Derishhe Reiq und seine einjelnen Slieder. (Februar Mitte. 15.) 
und noch dazu in sehr abgeschwächter Form auf ihre in erster Lesung er- 
hobenen Bedenken mit dem Vorbehalt zurückgekommen, diesen Punkt noch- 
mals zu prüfen und ihn später zum Gegenstand nochmaliger Erörterung 
zu machen. 6. In dritter Lesung haben die Schweizer Unterhändler, ohne 
mit einem Wort auf die Prämienfrage wieder zurückzukommen, den Mehl- 
zoll gebunden und damit das Zugeständnis bewilligt, welches sie in erster 
Lesung unter dem ausdrücklichen Anerkenntnis der Nichtexistenz einer 
deutschen Prämie zu machen bereit waren. 
Wenn in dritter Lesung die Prämienfrage von deutscher Seite nicht 
wieder berührt worden ist, so hat dies, wie die Norddeutsche Allgemeine 
Zeitung hinzufügt, einfach darin seinen Grund, daß die deutschen Unter- 
händler weder die Aufgabe noch Veranlassung hatten, die Schweizer Be- 
denken zu vertreten. Dies zu tun, war Sache der Schweizer Unterhändler. 
Da die schweizerischen Unterhändler bei der dritten Lesung die Sache nicht 
wieder zur Sprache gebracht, vielmehr in voller Kenntnis der deutschen 
Bestimmungen den Schweizer Mehlzoll gebunden haben, so dürfte nicht 
zu bestreiten sein, daß sie damit auch tatsächlich die Nichtexistenz der 
deutschen Prämien anerkannt haben. Die Erklärung des Staatssekretärs 
des Auswärtigen Amts in der Budgetkommission des Reichstages entsprach 
daher durchaus den Tatsachen. 
Mitte Februar. Agrarisch-konservative Kundgebungen. 
Bei den Verhandlungen des Bundes der Landwirte im Zirkus 
Busch während seiner sogenannten großen Woche und in einer Sitzung 
der 34. Generalversammlung der Steuer= und Wirtschaftsreformer kam es 
zu sehr heftigen Kundgebungen gegen die Nachlaßsteuer. Daran knüpften 
sich auch vereinzelte Erklärungen gegen jede Aenderung des preußischen 
Wahlrechtes. Die Darlegungen des Professors Adolf Wagner über die 
Notwendigkeit der Annahme der Besitzsteuern grade vom konservativen 
Standpunkte aus fanden in der Versammlung lebhaften Widerspruch. 
Mitte Februar. Die Hoöchstbesteuerten in Preußen. 
Unter der Gesamtzahl der preußischen Steuerzahler befanden sich 
nach der Veranlagung für 1908: 17957 Steuerzahler mit einem Einkommen 
von über 30500 bis 100000 Mark und 3796 mit einem solchen von über 
100000 Mark. Von den Steuerzahlern mit über 30000 bis 100000 Mark 
Einkommen entfallen 14890 auf die Städte und 3067 auf das Land, von 
denen mit mehr als 100000 Mark Einkommen sind 3090 in den Städten 
und 706 auf dem Lande. Ein Einkommen von über 500000 bis 1 Mil- 
lion Mark haben 190 Personen, ein solches von mehr als 1 Million Mark 
77. Unter letzteren befinden sich 49 mit über 1 bis 2 Millionen, 18 mit 
2 bis 3 Millionen Mark, 5 mit 3 bis 4 Millionen Mark, 1 mit 4 bis 
5 Millionen Mark, 1 mit 5 bis 6 Millionen Mark, 1 mit 6 bis 7 Mil- 
lionen Mark, 1 mit 11 bis 12 Millionen Mark und 1 mit 16 bis 17 Mil- 
lionen Mark. Von den Personen mit mehr als 1 Million Mark Einkommen 
wohnen 54 in den Städten und 23 auf dem Lande. 
15. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Das 
Gesetz über die Lehrerbesoldung wird einstimmig von allen Par- 
teien angenommen. 
Durch die Erhöhung der Lehrergehälter erwachsen dem Staate von 
jetzt ab 34 Millionen Mark Mehrausgaben, wozu noch 16 Millionen Mark, 
die auf die Kommunen fallen, hinzutreten. Das Anfangsgehalt der Lehrer 
wurde vom Abgeordnetenhaus auf 1400 Mark für Lehrer und 1200 Mark
	        
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