Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfundzwanzigster Jahrgang. 1909. (50)

Das Denisqe Reiq und seine eimelnen Glieder. (Februar 15. 16.) 67 
für Lehrerinnen erhöht. Durch 9 Alterszulagen, die nach einer 7jährigen 
Dienstzeit beginnen und nach je 3 Jahren eintreten, können die Lehrer es 
auf ein Endgehalt von 3300 Mark und die Lehrerinnen auf ein solches von 
2450 Mark bringen. Dazu treten aber noch Ortszulagen für Städte von 
mindestens 25000 Einwohnern. Durch diese können es Lehrer auf ein 
Höchstgehalt von 4200 Mark und Lehrerinnen auf ein solches von 2950 Mark 
bringen. Für Schulleiter sind feste Amtszulagen von mindestens 700 Mark 
vorgesehen. Die von den Lehrern gewünschte Gleichstellung mit den Re- 
gierungssekretären ist nicht ganz erreicht worden, da diese ein Anfangs- 
gehalt von 2100 Mark und ein Endgehalt von 4500 Mark erreichen. 
15. Februar. (Berlin.) Die Vertreter der preußischen 
Bergbauvereine fassen einstimmig folgenden Beschlußantrag zur 
Berggesetznovelle: 
Die heute in Berlin versammelten Vertreter der sämtlichen Bergbau- 
vereine Preußens und damit die Vertreter des gesamten preußischen Privat- 
bergbaues haben einmütig zu der dem preußischen Landtage vorliegenden 
Berggesetznovelle wie folgt Stellung genommen: 
Den wichtigsten Vorschlag der Novelle, d. i. die Schaffung von 
Sicherheitsmännern oder, wie man richtiger sagt, von Arbeiterkontrolleuren 
für den preußischen Bergbau müssen wir auf Grund unserer sowohl theo- 
retischen wie vor allem praktischen Sachkenntnis und Erfahrung als den 
schwerwiegendsten und verhängnisvollsten Schritt bezeichnen, den die 
preußische Berggesetzgebung unternehmen kann. Die vorgeschlagene Ein- 
richtung ist sachlich schon darum unnötig, weil die bisherige Art der Kon- 
trolle des Bergbaubetriebs einerseits durch die Beamten der Bergbau- 
treibenden selbst und anderseits durch die Staatsaufsichtsbehörden die ihr 
obliegenden Aufgaben gut erfüllt hat. 
16. Februar. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Der 
Handelsminister Delbrück begründet in einer längeren Rede die 
Novelle zum Berggesetz. 
Nachdem er seine Haltung, die unter anderm zu dem Vorschlage der 
Einführung von Arbeiterkontrolleuren geführt hat, gegenüber mannigfachen 
Angriffen verteidigt hatte, wandte er sich in den Schlußsätzen seines Vor- 
trags mit besonderm Nachdruck an das Haus und an die beteiligten Kreise, 
die von der Novelle berührt werden. Im Reiche sei man in den geset- 
geberischen Maßnahmen zur Hebung des sozialen Standes und der Lebens- 
haltung der Arbeiter nach Ansicht mancher vielleicht weiter gegangen, als 
es nötig und nützlich gewesen sei, aber das eine große ersehnte Ziel habe 
man nicht erreicht, die Verbesserung der Beziehungen zwischen Arbeit- 
gebern und Arbeitnehmern. Diese Beziehungen hätten sich vielmehr, zumal 
im Bergfach, verschlechtert. Sie hätten dazu geführt, daß Tausende von 
Arbeitern den sozialdemokratischen Vereinigungen und Verführungen nicht 
nur nicht abspenstig geworden seien, sondern im Gegenteil anfingen, sozial- 
demokratisch zu wählen, und das seien alles Leute, denen eigentlich nichts 
ferner liege, die stolz seien auf ihre Militärzeit, die vaterländisch dächten 
und die zurückgewonnen werden könnten und müßten. Es handelt sich 
um den Kampf um die Seele des einzelnen Mannes. Zu diesen Arbeitern 
müsse man wieder den Weg finden, und diesem Bestreben diene die heute 
zur Beratung stehende Novelle. In dieser Hinsicht sei sie vielleicht von 
größerer Bedeutung als manches große sozialpolitische Gesetz. Die Rede 
wurde von der Rechten mit lebhaftem Beifall aufgenommen. 
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