6 Das Berisqe Reith und seine einjelnen GSlieder. (Januar 10.)
Bekämpfung der Krankheit energisch eingeschritten werden mußte. Nach den
eingereichten Uebersichten betrug die Zahl der an Sklaven erteilten Frei-
briefe 3554, mithin 50 mehr als im Vorjahre. Davon entfielen auf Frei-
kauf 1782, auf Freilassung 1358, auf amtliche Freierklärung 362; durch
den Tod des Herrn und auf sonstige Weise sind 52 Sklaven frei geworden.
Wegen Menschenraubs und Sklavenhandels wurden 4 Personen bestraft.
Verurteilungen wegen Verschiffung von Sklaven über See haben nicht statt-
gefunden. Die weiße Bevölkerung, welche im Vorjahre um 216 Köpfe
gestiegen war, hat im Jahre 1909 um 542 Köpfe (von 2845 auf 3387) zu-
genommen. Schlafkranke sind an den Ufern des Viktoria-RNjansa- und des
Tanganjika-Sees außer auf den Sanitätsdienststellen der Bezirke in besonders
zu diesem Zweck errichteten Lagern in Behandlung. Die Zahl der Be-
handelten betrug am Schluß des Berichtsjahres etwa 1500, darunter auch
zwei Europäer. Am Tanganjika-See sind fünf, am Viktoria--Njansa-. See
vier solcher Krankenlager errichtet. Der Hauptwert bei Bekämpfung der
Seuche wird auf Ausrottung ihrer Ueberträgerin, der Glossina papalis,
gelegt. Zu diesem Zweck werden ausgedehnte Abholzungen derjenigen S See-
und Flußufer vorgenommen, an denen diese Fliege vorkommt. Die wirt-
schaftliche Entwicklung des Schutzgebiets kann in Berücksichtigung der inter-
nationalen Handelskrisis, welche sie den größten Teil des Jahres ungünstig
beeinflußt hat, nur als eine erfreuliche und vor allem stetige bezeichnet werden.
3. Kamerun. Die Zahl der Weißen betrug im Schutzgebiet 1127
Köpfe. Die Eingeborenen werden auf 1300000 Köpfe geschätzt. Das Schul-
wesen ist durch eine Verordnung neu geregelt worden und zwar wird ein
Schulzwang insofern ausgeübt, als Schüler, die auf Grund eines Ver-
trages mit ihren Herren in die Schule aufgenommen worden sind, uun auch
von der Behörde zum Schulbesuch angehalten werden. Regierungs-Missions-
schulen zusammen hatten etwa 20000 Schüler. Die Erschließung des Landes
durch den Bau der vom Reichstag bewilligten Eisenbahnen und namentlich
durch Wegebauten hat erhebliche Fortschritte gemacht. Auch der Njong-
Fluß ist zum Teil schiffbar gemacht worden. Die Regulierung dieses Flusses.
soll in 3 Jahren beendet sein. Die Kolonie führt in der Hauptsache Raut-
schuk, Palmkerne und Palmöl aus. Der Export an Kautschuk betrug
1214000 Kilogramm mit einem Werte von 451 Millionen Mark. An
Palmkernen wurden 11 Millionen Kilogramm im Werte von über 2 Millionen
Mark ausgeführt. Die Palmölausfuhr betrug 3 Millionen Kilogramm im
Werte von fast 1 Million Mark. Der Export ist überall zurückgegangen.
Auch die Baumwollenkultur wird im Schutzgebiete betrieben, aber es ist
noch fraglich, ob sich diese Kultur rentieren wird. Man hat auch versucht,
Mineralien zu gewinnen. Es sind Goldfunde gemacht worden; auch Kuvpfer-
lager werden vermutet. Der Gesamthandel belief sich auf fast 30 Millionen
Mark. Er ist um etwa 4 Millionen Mark zurückgegangen. Namentlich
die Ausfuhr hat sich verringert und betrug 12 Millionen Mark gegenüber
von fast 16 Millionen Mark im Vorjahre.
4. Deutsch-Neu-Guinea. Der Außenhandel der Kolonie ist in
der Einfuhr um 295000 Mark, in der Ausfuhr um 225000 Mark zurück-
gegangen. Die Zahl der Unternehmungen hat sich um 14 vermehrt.
Der Zug nach den Außengebieten tritt auch weiter in Erscheinung zum
Teil in der Angliederung an die Farmersiedelungen im Baininggebirge.
Eine Denkschrift über das Inselgebiet Deutsch-Neu-Guinea (Karolinen,
Marianen, Marschallinseln) stellt eine Gesamtersparnis des Etats von
55000 Mark in Aussicht. Die Einfuhr des Gebietes ist um 128000 Mark
zurückgegangen, die Ausfuhr um 2,9 Millionen gestiegen, hauptsächlich in-
folge der Phosphatverschiffung.