Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

150 Hos NVeische Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 26.) 
Beamten auf den fiskalischen Schieferbrüchen solange keine Zulage 
zu gewähren, bis der 10prozentige Lohnabzug der Arbeiter wieder 
aufgehoben sei. 
26. Februar. Reichstagsersatzwahl in Mülheim-Wipperfürth- 
Gummersbach. 
Oberlandesgerichtsrat Marx (3Z.) erhielt in der Stichwahl 21496 
Stimmen, der Schriftsteller Dr. Erdmann (Sd.) 13385. 
26. Februar. (München.) Der fränkische Bauernbund wird 
„Abteilung Bayern“ des „Deutschen Bauernbundes“. 
Die Vorstandschaft des Fränkischen Bauernbundes mit 231 Obmann- 
schaften hat den Anschluß an den Deutschen Bauernbund beschlossen. In 
der Begründung wird gesagt, daß im Bund der Landwirte nicht die Bauern, 
sondern nur die Junkerinteressen maßgebend seien. Die Reichssteuerpolitik, 
welche der Bund der Landwirte im Verein mit dem Zentrum eingeschlagen 
hat, habe geradezu erbittert. Ebenso eine andere Zentrumsbescherung: 
das neue Branntweinsteuergesetz mit seiner den Großbrennern den Haupt- 
nutzen zuweisenden Einschränkung der Kontingente, sowie die in Bayern 
erhöhte Bierbesteuerung, welche die bayerischen Bierbrauer durch die Steuer- 
erhöhung empfindlich schädige. Weiterhin habe das Zusammengehen der 
bündlerischen Abgeordneten mit dem Zentrum bei der bayerischen Steuer- 
reform die Mißstimmung in jenen Kreisen aufs höchste gesteigert. Es sei 
daher geraten, das vom Deutschen Bauernbund angebotene Schutz- und 
Trutzbündnis anzunehmen, in das der Fränkische Bauernbund in seinem 
eigenen Statut, Programm, Organ und bisherigen Einrichtungen unter 
dem Titel „Deutscher Bauernbund, Abteilung Bayern“, eintrete. 
26. Februar. (Bremen.) Staatshauehalt. 
Das Budget für 1910/11 weist Ausgaben in Höhe von 41 ½ Mil- 
lionen Mark (2 Millionen Mark mehr als im Vorjahre) auf. Die Finanz- 
deputation rechnet das wahrscheinliche Defizit auf eiwas über 3¼ Millionen 
Mark gegen 318 Millionen Mark im Vorjahre. Aus früheren Ueberschüssen 
ist ein Reservefonds von 5⅛½ Millionen verfügbar. 
26. Februar. (Reichstag.) Ausnahmegesetz über die Auf- 
standsausgaben in Südwestafrika. 
Es soll ausnahmsweise gestattet werden, daß die durch den Aufstand 
hervorgerufenen Ausgaben, soweit sie nicht in der Heimat geleistet und 
noch nicht verrechnet sind, in einer einheitlichen Abrechnung ohne Trennung 
nach Rechnungsjahren nachgewiesen werden dürfen. Die Prüfung darf 
ebenso wie die Kontrolle des Rechnungshofes auf Stichproben beschränkt 
werden. Der Reichskanzler soll ermächtigt werden, zur Deckung der Mehr- 
ausgaben bei den durch die Etats aus Anlaß des Eingeborenenaufstandes 
bewilligten Fonds die Summe von 23,7 Millionen Mark im Wege des 
Kredits flüssig zu machen. Soweit die Aufstandsausgaben hiernach noch 
keine genügende Deckung finden, sind sie aus den ordentlichen Einnahmen 
des Schutzgebietes zu bestreiten. 
26. Februar. Der Bundesrat beendet die dritte Lesung der 
Reichsversicherungsordnung. 
26. Februar. (Hessen.) Das Finanzministerium übernimmt 
an Stelle des zurückgetretenen Dr. Gnauth der bisherige Minister
	        
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