Das Veuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 11.) 9
aussichtlichen Mindereinnahmen der Eisenbahnverwaltung für das Jahr 1908
auf 134 Millionen geschätzt. Und diese Schätzung ist fast genau eingetroffen.
Die Eisenbahnverwaltung schließt im Jahre 1908 mit einem Minderüberschuß
von 134 Millionen ab. Das zweite, das Ergebnis des Jahres 1908 un-
günstig beeinflussende Moment waren die erheblichen Aufwendungen für die
Beamtenbesoldungen. Das Defizit des Jahres 1908 stellt sich auf nicht
weniger als 202 Millionen, also im wesentlichen haben sich meine früheren
Schätzungen als richtig erwiesen. Was das voraussichtliche Ergebnis des
Jahres 1909 anlangt, so stand der Etat dieses Jahres unter dem Druck
der Ungunst der wirtschaftlichen Lage. Vorsichtige Veranschlagung war
deshalb am Platze. Erfreulicherweise trat im Laufe des Jahres 1909, be-
sonders in der zweiten Hälfte, die wirtschaftliche Besserung ein. Wir haben
eine Aufwärtsbewegung in unserem gesamten wirtschaftlichen Leben zu ver-
zeichnen. — Der Minister kam dann auf den neuen Etat zu sprechen. Es
wiederhole sich hier ein ähnliches Bild; zwar sei eine Besserung gegen das
Vorjahr eingetreten, aber die erhöhten Ausgaben hätten auch hier ein Defizit
zur Folge gehabt. Man müsse eben in Rechnung ziehen, daß der Staat jetzt
am Ende einer Periode stehe, in der ganz außergewöhnliche Anforderunngen
an die Staatskasse gestellt worden seien. Eine Ueberschreitung der Eisenbahn-
ausgaben für das Jahr 1908, die ich in meiner vorjährigen Etatsrede an-
nehmen mußte, ist erfreulicherweise nicht eingetreten, im Gegenteil, es sind
geringe Ersparnisse gemacht worden. Die Eisenbahnverwaltung schließt hier-
nach im Jahre 1908 mit einem Minderüberschuß von 134,5 Millionen Mark
ab. Das zweite, das Ergebnis des Jahres 1908 ungünstig beeinflussende
Moment waren die erheblichen Aufwendungen für Gehaltsaufbesserung. Von
diesen Aufwendungen in Höhe von 126 Millionen Mark waren nur 77 Mil-
lionen im Etat gedeckt. Von den restierenden 19 Millionen sollten 30 Mil-
lionen durch einen Zuschlag zu den direkten Steuern für das Jahr 1908
aufgebracht werden. Bekanntlich wurde aber dieser Vorschlag vom Hause
abgelehnt, somit blieben 49 Millionen ungedeckt. Weiter ist das Haus um
etwa 17 Millionen bei den Gehaltsaufbesserungen über den Vorschlag der
Regierung hinausgegangen, so daß insgesamt für 66 Millionen keine Deckung
im Etat 1908 vorhanden war. Das Defizit des Jahres 1908 stellte sich
auf nicht weniger als 202,1 Millionen, also im wesentlichen haben sich
meine früheren Schätzungen als richtig erwiesen. Dieses Defizit ist aus-
schließlich auf den Rückgang des Ueberschusses der Eisenbahnen mit 134,5 Mil-
lionen und auf die 66 Millionen Mark Mehrausgaben für Gehaltsaufbes-
serungen zurückzuführen. Was das voraussichtliche Ergebnis des Jahres 1909
anlangt, so stand der Etat dieses Jahres unter dem Druck der Ungunst der
wirtschaftlichen Lage, die damals unser ganzes Erwerbsleben beherrschte.
Vorsichtige Veranschlagung war deshalb am Platze. An Stelle eines Zu-
schusses von 294,4 Millionen, den die Eisenbahnverwaltung im Etat 1908
zu den allgemeinen Staatsausgaben liefern sollte, trat nur ein Zuschuß in
Höhe von 83,5 Millionen, so daß also der Zuschuß der Eisenbahnverwaltung
zur Deckung der allgemeinen Staatsbedürfnisse sich um 166 Millionen Mark
verringerte. Durch sparsame Veranschlagung sollte dieser Betrag mit 10 Mil-
lionen Mark gedeckt werden, so daß daß Defizit des Etats auf 156 Millionen
Mark veranschlagt wurde. Erfreulicherweise trat im Laufe des Jahres 1909,
namentlich in der zweiten Hälfte, eine wirtschaftliche Besserung ein. Wir
haben eine Aufwärtsbewegung in unseren ganzen wirtschaftlichen Verhält-
nissen zu konstatieren. Dazu kam, daß in unserem Vaterlande allgemein
eine durchaus erfreuliche Ernte gemacht wurde. Es trat eine Steigerung
des Personenverkehrs von 5 v. H. und des Güterverkehrs von 4,8 v. H. ein,
so daß sich die Eisenbahneinnahmen um 34,8 Millionen hoben. Die Forsten