Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

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x- Spezialwaffe herunterzudrücken, das war ihre frühere, ihre richtige 
tellung. 
Keicstanzler v. Bethmann Hollweg: Mir wird mitgeteilt, daß 
der Herr Vorredner ausführliche Erörterungen über unser Verhältnis 
zu England angestellt hat. Ich bin nicht in der Lage gewesen, diesem 
Teil seiner Ausführungen persönlich zu folgen, will aber nicht unterlassen, 
sofort einige Worte dazu zu sagen. Unser Verhältnis zu England liegt 
klar und offen vor jedermanns Augen. Daß wir unsere Flotte nicht zu 
aggressiven Zwecken bauen, sondern lediglich, weil wir überzeugt sind, zum 
Schutze unserer Küsten und unseres Handels einer aktionsfähigen Seemacht 
u bedürfen, ist so oft ausgesprochen worden, nicht nur hier von der 
undesratsbank aus, sondern auch aus der Mitte des Reichstags heraus, 
daß ich nicht wiederholen will, was nun einmal feststeht. Und ebenso ist 
durch unser Flottengesetz aller Welt bekannt, in welchem Umfange und in 
welchem Zeitabschnitt wir Schiffe bauen werden. Nichts vollzieht sich dabei 
heimlich oder in Formen, die irgendeiner anderen Macht feindselig wären 
oder sie bedrohten oder welche auch nur den Verdacht solcher Feindseligkeit 
oder Bedrohung hervorrufen könnten. Und schließlich liegt ebenso offen 
unser Wunsch zutage, unbefangen und aufrichtig ein freundschaftliches 
Verhältnis zu England zu pflegen. Ich habe darüber bereits bei der ersten 
Lesung des Etats gesprochen. Unsere auswärtige Politik, nicht nur Eng- 
land, sondern allen Mächten gegenüber, ist lediglich darauf gerichtet, die 
wirtschaftlichen und kulturellen Kräfte Deutschlands frei zur Entfaltung zu 
bringen. Diese Richtlinie ist nicht künstlich gewählt, sondern ergibt sich 
von selbst aus dem Dasein dieser Kräfte. Ich sehe nicht ein, weshalb dies 
freundschaftliche Beziehungen zu einem Lande stören sollte, das uns wirt- 
schaftlich und kulturell so nahe verbunden ist wie England. Den freien 
Wettbewerb anderer Nationen kann keine Macht auf der Erde mehr aus- 
schalten oder unterdrücken. Wir sind alle darauf angewiesen, in diesem 
Wettbewerb nach den Grundsätzen eines ehrlichen Kaufmanns zu verfahren. 
Ich bin überzeugt, daß sich auf dieser Grundlage die vertrauensvollen 
Beziehungen, die wir mit der englischen Regierung unterhalten, günstig 
forkentwickeln und die Volksstimmungen in dem gleichen Sinne beein- 
flussen werden. 
Abg. Erzberger (3.): Die Abstriche, die wir in der Kommission 
nach vielen Mühen durchgesetzt haben, halten wir aufrecht, es sind nur 
1 ½ Millionen auf beinahe 100. Das Zulagewesen in der Marine ist in 
unglaublicher Weise entwickelt; zu jeden 100 Mark Gehalt und Wohnungs- 
geldzuschuß treten noch 60 Zulage; da wird es glaublich, daß manche 
Kapitänleutnants Einkommen haben von 10, 12, 11000 Mark. Die Marine 
darf nicht üur als Schoßhündin gepflegt werden, sondern es muß ein 
vernünftiges Verhältnis zwischen den Marincoffizieren und den Offizieren 
des Landheeres Platz greifen. Notwendig ist eine Herabsetzung der teil- 
weise viel zu hohen Tafelgelder und der Messegelder. Frappiert hat mich, 
daß der Staatssekretär sagte, er habe bei den Bezügen von Krupp von 
1902 bis 1910 dem Reiche 58 Millionen erspart. Da muß sich doch das 
deutsche Volk sagen: „Wie muß früher die Firma das Reich über das 
Ohr gehauen haben!“ Die Firma streicht doch auch jetzt noch ganz an- 
ständige Gewinne ein. Der Staatssekretär erklärte weiter, daß schon 1900 
die Panzerplattenpreise bei Krupp niedriger gewesen seien als der Welt- 
marktipreis. Das ist nicht richtig. Es wurden damals 100 Mark pro 
Tonne mehr bezahlt als von Amerika. Daß eine Konkurrenz auch auf 
dem Gebiet der Herstellung unserer Riesenkanonen notwendig ist, hat der 
Staatssekretär in der Kommission selbst zugegeben. Er konnte nicht in
	        
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