Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

Das Denisqhe Reiq und seine einjeluen Glieder. (Maärz 9.—11.) 173 
muß in eigene Regie übernommen werden, denn sonst kommen uns die 
Anlagen hundert und tausendmal so teuer wie in der Heimat. 
9. März. (Hessen.) Landtag. 
Das Kapitel Denkmalschutz ist bereits im Ausschuß um 10000 Mark 
gekürzt worden. Abg. Schönberger (Nl.) regt an, die Denkmalspflege für 
10 Jahre einzustellen. Er bringt sehr drastische Beispiele über zu weit 
getriebenen Denkmalschutz. Auch der Berichterstatter Brauer hält die Klage 
über bureaukratische Ausartung der Denkmalspflege für begründet. Der 
Abstrich wird genehmigt. 
10. März. Der Bundesrat erteilt dem Entwurf eines Gesetzes 
zur Ausführung der revidierten Berner Uebereinkunft zum Schutze 
von Werken der Literatur und Kunst die Zustimmung. 
11. März. (Baden.) Landtag. Aufwendungen für Eisen- 
bahnen. 
Vor Eintritt in die Tagesordnung legte der stellvertretende Finanz- 
minister, Ministerialdirektor Göller, die Entwürfe des Eisenbahnbaues und 
der Eisenbahnschuldentilgungskasse vor. Das Eisenbahnbaubudget schließt 
mit neuen Forderungen von netto 64,4 Millionen Mark. Diese verteilen 
sich auf 4 Abschnitte: 1. neue Bahnlinien 3,9 Millionen Mark, 2. für be- 
stehende Bahnen 7,4 Millionen Mark, 3. für Stationen 40,5 Millionen Mark 
(für die Bahnhofsnenbauten Heidelberg, Friedrichsfeld, Weinheim, Durlach, 
Pforzheim, Karlsruhe, Offenburg, Lahr, Dillingen, Basel, Radolfzell, zu- 
sammen 35,9 Millionen Mark, also ungefähr '8 der gesamten Aufwendung), 
4. Aufwendungen für Betriebsmittel 12,6 Millionen Mark (Personen= und 
Güterwagen, Elektrisierung der Wiesentalbahn; einen sehr erheblichen Teil 
der Kosten bedingt die Beschaffung neuer Güterwagen infolge der Güter- 
wagengemeinschaft mit 9,4 Millionen Mark). Dazu Reste aus der vorigen 
Budgetperiode macht zusammen 81,8 Millionen Mark. Gegenüber der 
vorjährigen Budgetperiode ist eine Verminderung um 7 Millionen Mark 
erfolgt. Der Ministerialdirektor betont ausdrücklich, daß die Beschränkung 
in der Aufnahme neuer Bahnlinien auf einem Beschluß des gesamten 
Staatsministeriums beruhe. Um rund 5 Prozent sind die Eisenbahn- 
schulden innerhalb der letzten 10 Jahre gestiegen und die Einnahmen 
konnten natürlich nicht in gleichem Maße wachsen. Die Verzinsung der 
gesamten Eisenbahnschulden erfordert 32,9 Millionen Mark in einem Jahr. 
Das ist eine Steigerung von jährlich rund 4,9 Millionen Mark. Ein 
Fehlbetrag von 7,9 Millionen Mark bleibt zu decken auch nach Einrechnung 
des Staatszuschusses. 
11. März. (Reichstag.) Erklärung zur Mannesmann-An- 
gelegenheit. 
Die Budgetkommission nimmt nach dreitägiger Diskussion über die 
Mannesmann-Angelegenheit statt der verschiedenen vorgeschlagenen Reso- 
lutionen die folgende Erklärung ihres Vorsitzenden Frhr. v. Gamp. an: 
„Ich stelle aus dem Gang der Verhandlungen und den Erklärungen der 
Parteien fest, daß die Kommission einstimmig der Erwartung Ausdruck 
gibt, daß das Auswärtige Amt die großen in Frage stehenden wirschaft- 
lichen Interessen des Reiches nachdrücklich wahren wird."“ 
11. März. (Reichstag.) Sozialdemokratische Interpellation 
über das Verbot des Wahlrechtsspaziergangs nach Treptow.
	        
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