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und Arbeiterkommissäre soll weiter ausgearbeitet werden. Wir haben Aus-
sicht, zwei besonders tüchtige Herren dazu zu gewinnen. Die Eingeborenen
auf einen möglichst guten Gesundheitszustand zu bringen, ist unsere erste
Aufgabe. Die Schlafkrankheit und die Pocken zu bekämpfen, dürfen wir
uns in erster Linie angelegen sein lassen. Zum Wohle der Kolonien er-
warten wir ein Zusammenarbeiten der Missionare mit der Verwaltung.
Die Missionare können namentlich bei der Erziehung der Arbeiter zur
Arbeit sehr viel Gutes leisten. (Während der Rede des Staatssekretärs
verlassen die Konservativen nach und nach den Saal bis auf wenige Ab-
geordnete.) In Deutsch-Südwestafrika werden wir Land zur Errichtung
von öffentlichen Anlagen an die Gemeinden überweisen. Es sind darüber
Verhandlungen mit den Gemeinden eingeleitet, und ich glaube, sie werden
zu einem guten Erfolge führen. Erfreulich ist die Beteiligung des deutschen
Kapitals an der Erschließung unserer Schutzgebiete, und hier gebührt
namentlich meinem Vorgänger ein großes Verdienst. (Zustimmung l.) Wir
können das Kapital nicht entbehren. Ich begrüße es, daß in letzter Zeit
auch die Industrie und die Landwirtschaft sich in den Kolonien betätigt.
Es wird ganz allgemein anerkannt, daß die Liebig-Kompagnie, die sich
größere Erfahrungen auf dem Gebiete der Viehzucht erworben hat, geradezu
Musterbetriebe in Deutsch-Südwestafrika errichtet hat. Auch große Kamm-
garnspinnereien haben sich mit Landwirten zusammengetan, um die Woll-
schafzucht in Süd-Westafrika zu fördern. Das begrüße ich sehr, und ich hoffe,
daß auch die Farmer sich der Wollschafzucht mehr als bisher widmen.
Neben den Plantagen brauchen wir tüchtige Einzelfarmer, die das Rückgrat
der Kolonie in vielen Fällen bilden werden. Bezüglich der abgeschlossenen
Landverträge stehe ich auf dem Standpunkte meines Vorgängers und kann
nur sagen, daß der Vertrag mit der Deutschen Kolonial-Gesellschaft nicht
so ungünstig für das Reich ist, wie es der Abgeordnete Lattmann hingestellt
hat. In der Kommission werde ich über diese Frage gern weiter Auskunft
geben. Ich bin bemüht gewesen, Ihnen ein möglichst objektives Bild von
der Entwicklung unserer Kolonien zu geben, und ich glaube, Sie haben
herausgehört, daß die Verhältnisse nicht ungünstig liegen.
Nun sind Wünsche laut geworden, es möchten die Reichszuschüsse
vermindert werden. Das ist auch mein ernstliches Bestreben. Ich möchte
bitten, nicht zu sehr zu drängen, damit unsere Kolonien nicht wieder
Schaden leiden. Die Kolonien haben große Lasten bereits für Bahnbauten
aufzubringen, und wir dürsen nicht weitere Lasten auf sie abwälzen. Es
wird wohl nötig sein, neue Steuerquellen zu erschließen, und da werden
auch die Eingeborenen mit herangezogen werden müssen. Aber da müssen
wir mit der allergrößten Vorsicht vorgehen, damit wir nicht einen neuen
Eingeborenenaufstand entfesseln und damit gefährden, was jetzt geschaffen
ist. (Zustimmung b. d. Vp.) Die Reichszuschüsse bitte ich als Kapital-
anlage zu betrachten, die ihre Früchte bringen wird und auch bereits bringt.
Unser überseeischer Besitz ist eine zarte Pflanze und muß vorsichtig behandelt
werden. Aber man kann schon beute sagen, daß wir keine übermäßigen
Zuschüsse leisten. Andere Kolonialstaaten leisten in dieser Hinsicht noch
mehr. Daß das deutsche Volk und der Reichstag in den schweren und
trüben Tagen, die über unsere Kolonialpolitik hereingebrochen waren, nicht
an unseren Kolonie verzweifelten, ist ein hohes Verdienst. Ich hoffe, daß
sich unseren Kolonien die Sympathien unseres Volkes bewahren, denn sie
sind nicht Sache einzelner Parteien, sondern des ganzen Volkes. (Lebhafter
Beifall b. d. L.)
Im weiteren Verlaufe der Debatte spricht Abg. Erzberger (3.)
über die Kolonialverwaltung: Dem früheren Staatssekretär Dernburg