Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

450 Das Peristhe Reiqh und seine einzelnen Glieder. (Dezember 21.—23.) 
mit Baden über die Verlegung der Landesgrenze bei Neckarbischofs- 
heim wird einstimmig angenommen. 
21. Dezember. (Leipzig.) Spionageprozeß gegen die englischen 
Offiziere Trench und Brandon. 
Die Angeklagten geben zu, daß sie im Auftrag der Zentralstelle des 
englischen Nachrichtendienstes vom 4.—25. August 1910 in Kiel und 
Wilhelmshaven und dann in Cuxhaven, Bremen, auf Helgoland, Sylt, 
Wangeroog und Borkum militärische Beobachtungen gemacht und darüber 
berichtet haben. Der Reichsanwalt beantragte sechs Jahre Festung. Das 
Urteil lautete auf vier Jahre Festung, wovon zwei Monate auf die er- 
littene Untersuchungshaft angerechnet werden. 
21. Dezember. (Berlin.) Aus dem Jahresbericht der Altesten 
der Kaufmannschaft. 
Bei der Erörterung der bevorstehenden Erneuerung der Handels- 
verträge kommt der Bericht zu dem Schluß: „Vorsichtige Zollermäßigungen 
werden die Industrien nicht, wie es heißt, der ausländischen Konkurrenz 
preisgeben, sondern sie im Gegenteil konkurrenzfähiger machen, besonders 
da durch solches Vorgehen auch andere Staaten zur Abtragung ihrer Zoll- 
mauern veranlaßt werden würden. Das Bestreben der Handelsvertretungen 
muß sein, auf diesen Weg zu verweisen und eine neue Aera handels-politischer 
Annäherung gegenüber der jetzigen allgemeinen Absperrung zu fordern.“ 
21. Dezember. (Bayern.) Prinzregent Luitpold stiftet 
200000 Mark für die bayerische Armee. 
In seinem Handschreiben an den Kriegsminister Frhrn. v. Horn 
heißt es: „Vierzig Jahre sind verflossen, seit die bayerische Armee in 
schweren ruhmreichen Kämpfen unvergängliche Beweise ihrer Kriegstüchtigkeit 
und hingebenden Opferwilligkeit erbracht und sich hierdurch stete Dank- 
barkeit des Vaterlandes gesichert hat. Wenn ich jetzt in meinem neunzigsten 
Lebensjahre auf jene große Zeit zurückblicke, drängt sich meinem Herzen 
das Bedürfnis auf, auch meinerseits dem Gefühle der Dankbarkeit sowie 
meiner vollen Anerkennung für die im Kriege und im Frieden bewährte 
Pflichttreue der Offiziere und Mannschaften der Armee erneuten sichtbaren 
Ausdruck zu geben. Darum stelle ich hiermit den Betrag von 200000 Mark 
zur Verfügung und bestimme, daß 100000 Mark zur Unterstützung hilfs- 
bedürftiger Kriegsveteranen aus dem Feldzuge 1870/71 sowie aus den 
Feldzügen und Kämpfen früherer und späterer Jahre und 100000 Mark 
als Grundstock einer Stiftung zur Errichtung eines Erholungsheims für 
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften Verwendung finden sollen.“ 
23. Dezember. (Barby a./E.) Amtsrat Adolf v. Dietze, be- 
kannt durch seine Freundschaft mit Bismarck und seinen früheren 
Einfluß bei Hofe, f, 85 Jahre alt. 
23. Dezember. (Sachsen.) Baron de Matthies bittet auf 
Betreiben des Papstes den König um Entschuldigung und verspricht, 
in einem zweiten Buche eine gerechte Würdigung der Sachlage zu 
veröffentlichen (s. 18. Okt. und 4. Nov.). 
23. Dezember. (Preußen.) Einführung der Bürger= und 
Lebenskunde in den ländlichen Fortbildungsschulen.
	        
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