Die ãsterreithhisq · nugarise Monarchie. (Februar 21.—März 2.) 457
21. Februar. (Cisleithanien.) Der deutsche Landsmann-
minister Dr. Schreiner erhält seine Entlassung.
Angriffe der Christlich-Sozialen auf ihn und eigene Taktlosigkeit gegen-
über dem Erzherzog-Thronfolger werden als Grund angegeben. Der Posten
des deutschen Landsmannsministers bleibt unbesetzt.
23. Februar. (Prag.) Bei dem 25jährigen Stiftungsfeste
des Hilfsvereins Deutscher Reichsangehöriger werden Glückwunsch-
telegramme des Deutschen Kaisers, des Reichskanzlers und des Staats-
sekretärs v. Schön verlesen.
26. Februar. (Wien.) Der Konzipist der niederösterreichischen
Statthalterei Freiherr Hermann v. Widerhofer wird im Pistolen-
duell getötet.
28. Februar. (Wien.) Graf Ahrenthal äußert bei der Bericht-
erstattung über seine Berliner Reise in der Ministerkonferenz: Er
habe den Eindruck empfangen, daß sich die Beziehungen Deutsch-
lands zu Frankreich und England freundlicher gestaltet
hätten.
2. März. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Minister-
präsident Bienerth spricht über die innere Lage in der Budget-
debatte.
Er betont die Notwendigkeit des Ausgleichs der nationalen Gegen-
sätze. Wiewohl kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Reichsrat und
Landtag bestehe und sich die Hoffnungen im böhmischen Landtag nicht er-
füllt haben (Heiterkeit), mache es den Eindruck, daß eine Aushellung der
Situation erfolgt sei. Eine erneute Auseinandersetzung in Böhmen sei
notwendig. Eine friedliche Wendung in Böhmen wäre eine Aneiferung
für andere Länder. Auf verschiedene Zwischenrufe bemerkt Bienerth, einen
gewissen Optimismus müsse man sich im politischen Leben bewahren.
Redner betont dann die Notwendigkeit der Alters- und Invaliditäts-
versicherung.
2. März. (Böhmen.) Landesausschuß.
Wegen der Nichterledigung des Budgets werden Streichungen an
kulturellen Ausgaben in Höhe von 18 Millionen Kronen beschlossen. Zu
diesen Streichungen gehört auch der Beschluß, 280 Irre aus den Landes-
irrenanstalten zu entlassen.
2. März. (Cisleithanien.) Herrenhaus. Besprechung der
auswärtigen Lage.
Graf Latour begrüßt die Anbahnung freundschaftlicher Beziehungen
zu Rußland, mit dem Oesterreich-Ungarn durch dynastische Beziehungen,
Erinnerungen an alte Bündnisse und Waffenbrüderschaft verbunden sei.
Plehner betonte, jeder Oesterreicher müsse ernstlich wünschen, mit
Rußland auf gutem Fuße zu stehen, nicht nur aus allgemeinem Friedens-
bedürfnis, sondern auch wegen der großen Interessen auf dem Balkan,
denn es gäbe keine gefährliche orientalische Frage, wenn die Mächte einig
seien. Die Voraussetzung für ein wünschenswertes festes und reelles Ein-