Die erreichisch-anseriseze Menarc#ie. (Mai 22.—31.) 463
Millionen. Die Staatsbahnen erforderten Mehrausgaben 25,2, die Kosten
für den Bedarf der Armee 43,5 Millionen. Die Mehreinnahmen ergaben
Tabakgefälle 7,7 Millionen, Eisenbahnen 12,7 Millionen, Post 4,6 Mil-
lionen, Kohlenwerke 2,1 Millionen.
22. Mai. Aus der Wahlbewegung in Ungarn.
Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervary hielt vor der Wähler-
schaft des vierten Budapester Bezirks eine Programmrede, in der er
sagte, die günstige Stimmung, mit der das gegenwärtige Kabinett bei
seinem Amtsantritt in weiten Kreisen ausgenommen worden sei, könne als-
ein Beweis dafür angesehen werden, daß das Land einer Politik der
Mäßigung und der friedlichen Entwicklung zuneige. Das Kabinett genieße
das Vertrauen, daß es zu der bewährten Tradition der dualistischen Politik
zurückkehren werde. Diese Politik werde überall als eine Garantie für die
Grohmachtsstellung der Monarchie anerkannt. Die Stellung der austro-
ungarischen Monarchie in Europa werde demnächst bedeutende finanzielle
Opfer für diejenigen militärischen Zwecke erfordern, welche schon seit längerer
Zeit als unerläßlich bezeichnet würden. Die Schlagfertigkeit der Armee sei
das oberste Interesse des Vaterlandes, für ihre Erhaltung dürfe man kein
Opfer scheuen; es sei daher nicht angemessen, die Bewilligung dieser Kredite
an gewisse belanglose Konzessionen seitens der Krone knüpfen zu wollen.
Er verurteile entschieden die Obstruktion, welche die Revolution zu herab-
gesetzten Preisen sei; hoffentlich werde das Land in imposanter Weise bei
den Wahlen seinem Willen Ausdruck geben, daß die gesetzgeberische Tätigkeit
des Abgeordnetenhauses nicht durch die Obstruktion lahmgelegt werde, welche
dem Geiste des Parlamentarismus widerspreche.
28. Mai. (Wien.) Oberleutnant Hofrichter wird wegen
Meuchelmordes (s. 15. Nov. 1909) zum Tode durch den Strang
verurteilt. Er hatte seine Schuld gestanden.
30. Mai. (Bosnien). Kaiser Franz Joseph wird bei seiner
Reise durch Bosnien enthusiastisch empfangen.
31. Mai. (Wien.) Der deutsche Nationalverband sendet an
die russische Duma eine Adresse für die konstitutionelle Freiheit
Finnlands.
Darin heißt es: „Es liegt uns fern, uns in die Angelegenheiten
Ihres Landes einmischen zu wollen, aber es handelt sich um den Schutz
der Völkerfreiheit, die alle freiheitlichen Menschen berührt. Das Volk, das
soeben selbst die Verfassung und konstitutionelle Vertretung erhalten hat,
wird gewiß die Verfassung und Autonomie eines mit ihm verbundenen
lohalen Volkes aufrecht erhalten wollen.“
31. Mai. (Cisleithanien.) Abgeordnetenhaus. Finanzielle
Bedürfnisse.
Im Finanzausschuß macht der Finanzminister Ritter v. Bilinski
Mitteilungen über die voraussichtlichen künftigen Bedürfnisse des Staats-
haushalts. Die soziale Versicherung werde 80—90 Millionen erfordern,
die Verkürzung der Dienstzeit infolge der Erhöhung des Rekrutenkontingents
eine dauernde Mehrausgabe von mindestens 90 Millionen bedingen, die auf
4—5 Jahre gestaffelt werden können, daneben bedentende einmalige For-
derungen für neue Kasernen, Uniformen und Vorräte sowie für Vervoll-
ständigung der Befestigungen. Die Flottenausgaben werden bedingt teils