478 HNie Sterreichisch-ungarische Menarchie. (November 10.—22.)
10. November. Die ungarische Delegation nimmt das gesamte
Heeresbudget sowie einen außerordentlichen Kredit von 180 Millio-
nen Kronen an.
11. November. In der österreichischen Delegation erklärt Prof.
Masaryk, Graf Forgatsch sei ein Fälscher.
Auf seine Frage, ob Graf Aehrenthal gewußt habe, daß der Gesandte
mit dem Fälscher Vasitsch verkehrt habe, erklärt der Minister, Forgatsch
habe nie mit Vasitsch verkehrt.
15. November. (Niederösterreich.) Klerikale und Alldeutsche.
Bei einem Gründungsfest der klerikalen Studenten in Stockerau
kommt es infolge der Störungen durch alldeutsche Studenten zu einer
Schlägerei, an der die Stadtbevölkerung auf beiden Seiten, die Bauern der
Umgegend auf seiten der Klerikalen teilnahmen. Das Militär und die
Gendarmerie schafften Ruhe, nachdem 20 Personen, darunter 10 schwer, ver-
wundet waren.
17. November. Nachdem sich die Regierungen Österreichs und
Ungarns über die Bank- und Barzahlungsfrage geeinigt haben, wird
der österreichische Reichsrat für den 24. November einberufen.
17. November. (Wien.) Fälschungsfrage.
Das klerikale „Vaterland“ bringt die Enthüllung, daß die gefälschten
Dokumente, die im Friedjung-Prozeß Verwendung gefunden haben, vom
Ministerium des Aeußern für 60000 Kronen angekauft worden seien, ob-
wohl der Preßleiter Baron Jettel die Fälschung erkannt und den Kauf
beanstandet hatte. Das Haupt der Fälscherbande ist ein früherer serbischer
Diplomat, der von der österreichischen Gesandtschaft in Belgrad ein Jahr-
geld bezieht.
17. November. (Böhmen.) Ausgleichsverhandlungen.
Die deutschen Parteien veröffentlichen eine Kundgebung, in der
festgestellt wird, daß die Ausgleichsverhandlungen erfolglos geblieben sind.
Es wird jedoch die Hoffnung ausgesprochen, daß die Ausgleichskommission
später die Arbeit fortsetzen werde.
18. November. Elbschiffahrtsabgaben.
In der österreichischen Delegation antwortet Graf Aehrenthal auf
eine Interpellation Exner, daß die Abgabenfreiheit der Elbschiffahrt durch
internationale Verträge garantiert ist.
21. November. Marinebauten.
Die „Neue Freie Presse“ meldet über das Flottenbauprogramm
der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine folgendes: 4 Schlachtschiffe, davon
2 zu 20000 und 2 zu 23000 Tonnen Deplacement, 3 Schnellkreuzer, 10
Torpedofahrzeuge, 12 Hochseetorpedoboote und 6 Unterseebote. Die Gesamt-
kosten betragen 310 Millionen Kronen. In das Marinebudget für 1911
sind eingestellt: 47 Millionen für Marinebedürfnisse, ausschließlich Schiffsbau,
20 Millionen als restliche Verbindlichkeiten für die bereits fertiggestellten
Schiffe der Radetzkydivision und 22 Millionen als erste Rate für Dreadnougths.
Zusammen beträgt daher das Marineerfordernis pro 1911 gegen 90 Millionen.
22. November. (Agram.) Das Amtsblatt verkündet eine
kaiserliche Verordnung über die Aufhebung des serbischen Hoch-