Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

Vortusal. (Juni 8.—UAugust 24.) 483 
8. Juni. In Almaida wird eine Agitation entdeckt, die die 
Unteroffiziere und Soldaten der Garnison zu einer Revolte zu ver- 
leiten versucht. Ihr Leiter ist der Republikaner Cordeiro. 
8. Juni. Die Kammer mußte wegen der Tumulte gegen die 
Regierung bei der Fortsetzung der Diskussion über den Credito 
Predial ihre Sitzung aufheben. 
17. Juni. Das Ministerium reicht seine Entlassung ein, die 
aber vom König nicht angenommen wird. 
26. Juni. Bildung eines neuen Ministeriums unter Vorsitz 
des Regeneradorenführers Teixeira de Souza. 
Verteilung der Portefeuilles: Inneres: Teixeira de Souza; Finanzen: 
Inselmo de Andrade; Krieg: Raposo Botelho; Marine: Marnoco e Souza; 
Aeußeres: Jose Azevedo; Justiz: Manuel Fratel; öffentliche Arbeiten: 
Pereira dos Santos. 
27. Juni. Der Staatsrat bewilligt die Auflösung des Parla- 
ments. 
Der König vollzieht sie und beruft die neuen Cortes zum 23. Sep- 
tember. Die Neuwahlen sollen am 28. August stattfinden. 
7. Juli. Die Zeitung „Mundo“ (republikanisch) veröffent- 
licht den faksimilierten Zahlungsbefehl gegen die Königin-Groß- 
mutter Maria Pia, einer Pariser Juwelierfirma 26000 Franken 
zu zahlen. 
Das Aktenstück war aus dem Geheimarchiv des Justizministeriums 
gestohlen worden. 
Mitte August. Monarchisten, Nationalisten und Miguelisten. 
Ueber das Parteigetriebe in Lissabon bringen die Korrespondenten 
ausländischer Blätter alarmierende Berichte. Die in sich gespaltenen „Mon- 
archisten"“ suchen Anschluß an die klerikalen „Nationalisten“", denen der 
päpstliche Nuntius zu Hilfe kommt, weil die Regierung sich den kirchlichen 
Forderungen zu widersetzen sucht. Die Republikaner machen gar kein Hehl 
daraus, daß sie alles vorbereiten, um ohne Blutvergießen eine Revolution 
durchzuführen und daß sie zu diesem Zweck Teile der Armee gewinnen 
müssen. Die junge Generation, selbst die monarchistische, hat von der 
Majestät, wie die Nationalisten klagen, „eine sehr demokratische Meinung“; 
sie hält den Theoretikern des Gottesgnadentums den Satz entgegen: „Der 
König ist König, weil das Volk es will.“ Dieser Flut radikaler Gedanken 
wollen die nach der Regierung strebenden Nationalisten und Miguclisten 
ein energisches Regiment entgegensetzen und verlangen vom König, daß er 
abdanke, wenn er den Mut zu solchem Entschluß nicht finden könne. 
20. August. Ein Putsch der Klerikalen zu dem Zwecke, die Vor- 
nahme der Neuwahlen am 28. August zu verhindern, wird vereitelt. 
24. August. Prinz Friedrich Leopold von Preußen überreicht 
an der Spitze einer Sondermission dem König Manuel die In- 
signien des Schwarzen Adler-Ordens. 
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