484 Jeringal. (August 27. —Oltober 6.)
27. August. Die Chefs aller monarchistischen Gruppen werden
vom König in Audienz empfangen.
Der König wollte wissen, welche Wahlmanöver die Republikaner für
die letzten 24 Stunden vor dem Wahltage aufgespart haben. Man zeigte
ihm Plakate, in denen die Mißwirtschaft während der Regierungszeit seines
Vaters zum Ausdruck gebracht und auch die gegenwärtige Regierung
schwächlich und keiner heilsamen Entschließung fähig bezeichnet wird. Ferner
benachrichtigte man den Monarchen, daß im Lissaboner Gemeinderat und
der ihm unterstehenden munizipalen Polizei die republikanische Sache zahl-
reiche Anhänger finde.
28. August. Die Wahlen finden in großer Ruhe und ohne
die üblichen Durchstechereien statt.
13. September. Das Jesuitenkolleg von Aldea da Ponte im
Distrikt Guarda wird auf Grund eines Gesetzes aus dem 18. Jahr-
hundert geschlossen. Als der Prior am 17. September in das ver-
siegelte Kolleggebäude einzudringen versucht, wird er verhaftet.
17. September. Der König ernennt 15 Senatoren aus Mit-
gliedern der Regierungspartei und gewährt eine Amnestie für poli-
tische Verbrecher.
23. September. Eröffnung der Cortes. Thronrede.
Sie behandelt auch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens an
den König, die als Beweis besonderer Sympathien Deutschlands hingestellt
wird, ferner die Bekanntmachung, daß die Regierung gewillt sei, die Ober-
herrschaft der Krone über die Kirche zu verteidigen, ohne die religiösen
Gefühle des Volkes zu verletzen. Unter Betonung der Besserung der Finanz-
lage verkündet die Thronrede einen ausgedehnten finanziellen Reformplan
mit Goldzahlung, eine Zoll- und Steuerreform, sowie auch die Reform
gewisser Verfassungsartikel, eine Wahlgesetzreform, ein Preßgesetz und die
Schaffung von Jugendgerichten, die Rekonstruktion der Flotte, die Schaf-
fung einer direkten regelmäßigen Dampferlinie unter portugiesischer Flagge
nach Brasilien, die Reform der Kolonialverwaltung usw. Sämtliche An-
gehörige des Oppositionsblockes waren der Sitzung demonstrativ fern-
geblieben. Auf den Straßen war wenig Volk; kein Zwischenfall hat sich
ereignet.
4.—6. Oktober. Revolution in Lissabon.
Die Ermordung des Irrenarztes und antiklerikalen Abgeordneten
Prof. Bombarda veranlaßt den vorzeitigen Ausbruch einer in der Marine
und einem Teil des Landheeres für den 20. November vorbereiteten repu-
blikanischen Revolution. Das Zeichen dazu gaben 20 Kanonenschüsse am
4. Oktober 2 Uhr morgens. Die Polizei wurde auf der Straße mit Revolver-
schüssen empfangen: das zu ihrer Verstärkung herbeigezogene Infanterie-
regiment 16 nahm Partei für die Aufständischen und umzingelte den Palast,
nachdem der Oberst und einige Offiziere von den eigenen Mannschaften
niedergestreckt waren. Die herbeigezogenen treugebliebenen Regimenter
wurden mit Handgranaten empfangen und in der Umgebung Lissabons alle
Telegraphen- und Telephondrähte und Eisenbahngeleise zerstört. Am könig-
lichen Palais wichen die Munizipalgarden nach tapferer Gegenwehr. Die
Kreuzer „Adamastor“ und „Rafael“ hißten die republikanische grün-rote