Krantreich. (Februar 18.—23.) 533
auszuleihen. Die Rückzahlung beginnt bei den Geschäftsleuten nach 2 Jahren
und soll in 5 Jahren beendet sein.
18. Februgar. (Kammer.) Verwendung von Negertruppen.
Der Abgeordnete für Senegal Carnot verlangt Streichung des
Postens für die Verwendung schwarzer Truppen in Algier, da es gefähr-
lich sei, solche Truppen mit einer noch nicht völlig friedlich gesinnten Be-
völkerung zusammenzubringen. Man wolle auf diese Weise die numerische
Ueberlegenheit Deutschlands über Frankreich ausgleichen, aber diese Ueber-
legenheit werde um so geringer werden, je tatkräftiger Frankreich den
Kampf gegen Tuberkulose und Alkoholismus führen werde. Der General-
berichterstatter für das Budget, Doumer, erklärt, es sei nicht dieser Ge-
danke, der zu dem Entschluß geführt habe, schwarze Truppen in Algier
zu verwenden. Die Kolonien nähmen 20000 Mann in Anspruch, und
dafür habe man naturgemäß Ersatz fordern wollen. Messimy, der Ab-
geordnete für Oran, rechtfertigt darauf die Berufung schwarzer Truppen
mit der Notwendigkeit, der Truppenzahl von Frankreichs östlichem Nachbar
auf andere Weise die Stirn zu bieten als durch die Einstellung Untaug-
licher in die Armee.
A. Februar. (Paris.) Herzog Bosou von Sagan, Senior
des Hauses Talleyrand-Périgord f in Paris, 77 Jahre alt. Vor
1897 war er der Modekönig von Paris.
21. Februar. (Kammer.) Finanzkompromiß.
Die Budgetkommission hat sich mit der Regierung wegen des Gleich-
gewichts im Budget für 1910 geeinigt. Zur Herstellung des Gleichgewichts
sollen 111 Millionen durch Ausgaben kurzfristiger Obligationen, 89 Millionen
durch Steuern und zwar durch Erhöhung der Erbschaftssteuern, der Steuer
auf besseren Tabak und der Bergwerkssteuern, und 10 Millionen durch Ab-
änderungen des Zolltarifs aufgebracht werden. Die ursprünglich in Aus-
sicht genommene Erhöhung der Steuern auf gewöhnlichen Tabak, auf
Alkohol und Getränke ist ausgegeben worden.
23. Februar. (Kammer.) Verbesserung der Flotte.
Bei den Verhandlungen über das Marinebudget äußert sich der
Minister Admiral Bouê de Lapeyrere über seine Bemühungen zur Ver-
besserung der Flotte. Im nächsten Mai würden die großen Geschwader
über ihre volle Besatzung verfügen können, in zwei Jahren werde Biserta
die Basis eines großen Geschwaders mit 7 Panzerschiffen und 5 Panzer-
kreuzern werden. Um das zu erreichen, würden die alten Fahrzeuge vom
Geschwaderdienst zurückgezogen und zum Teil ganz ausgeschieden. Was
die Neubauten anlangte, so werde an den vom Parlament einmal ge-
nehmigten Plänen nichts mehr geändert werden und keine Aenderung
während des Baus werde diesen mehr verzögern. Die Artillerie befinde sich
besser, weil es gelungen sei, die Fabrikation der Munition um 50 Prozent
zu erhöhen. Die letzten Schießversuche hätten das beste Resultat ergeben,
ohne Unfälle herbeizuführen. Die Dienstzeit der Offiziere sei neu geregelt
worden, damit alle Offiziere mehr als bisher zum Dienst auf offenem
Meer gelangen. In der zentralen Verwaltung der Marine sei vieles ge-
bessert worden durch Einführung von regelmäßigen Konferenzen der Direk-
toren und bessere Organisation der Generalinspektoren. Die Marine sei
noch nicht vollkommen, aber sie werde es werden, sobald der neue Flotten-
plan durchgeführt sei.