536 Krantkreich. (März 29.— April 10.)
tärischen Operationen bis jetzt 177 Soldaten und Offiziere, verwundet
wurden 605 Soldaten. Am 15. März standen in der Gegend von Casa-
blanca 263 Offiziere und 5647 Soldaten, bei Udschda 112 Offiziere und
3711 Soldaten, am oberen Girfluß 45 Offiziere und 1668 Mann. Im
ganzen 420 Offiziere und 11026 Mann.
W. März. (Monte Carlo.) Einweihung des ozeanographischen
Museums.
In seiner Festrede gedachte Fürst Albert zunächst des deutschen
Kaisers, des hohen Protektors des neuen Museums, der, ein Förderer der
Wissenschaft und aller Institutionen zum Wohle der Menschheit, speziell
der Wissenschaft des Meeres ein so großes Interesse entgegenbringe, und
sodann des verstorbenen Königs von Portugal, der ebenfalls seine besten
Mußestunden der Ozeanographie gewidmet habe. Im Namen der fran-
zösischen Regierung sprach Minister Pichon und als Vertreter Kaiser
Wilhelms, unter dessen Protektorat der Fürst das Museum gestellt hat,
Großadmiral v. Köster.
31. März. (Kammer.) Das Alterversorgungsgesetz wird
definitiv mit 560 gegen 4 Stimmen angenommen.
31. März. (Senat.) Lenkbare Luftschiffe für Kriegszwecke.
Bei der Debatte über das Heeresbudget interpelliert der Senator
Reymond bezüglich der Organisation der militärischen Luftschiffahrt; er
sagte, Frankreich befinde sich gegenüber Deutschland, was die Luftschiffahrt
angehe, sehr im Nachteil. Wenn die lenkbaren Luftschiffe keinen wirklichen
Vorteil brächten, solle der Minister dies sagen, damit man die beträcht-
lichen Ausgaben für die militärische Luftschiffahrt spare; wenn sie aber
einem dringenden Bedürfnis entsprächen, dürfe man nicht länger zögern,
die unerläßlichen Opfer zu bringen. Der Redner wies darauf hin, daß
die lenkbaren Luftschiffe imstande seien, die Operationen von Truppen und
Geschwadern beträchtlich zu erleichtern. Reymond führte als Beispiel die
Organisation Deutschlands an, dessen ganze militärische Front von Metz
bis Aachen und Koblenz mit Organisationen für lenkbare Luftschiffe ver-
sehen seien. Man ermutige in Frankreich weder zur Fabrikation von
Wasserstoff noch von Ballonhüllen, welche das Kriegsdepartement von
Deutschland kommen lasse.
10. April. (St. Chamond.) Wahlprogramm Briands.
In der sehr lebhaften Agitation für die Neuwahlen entwickelt Briand
das Programm der Regierungsparteien. In erster Reihe steht die Reform
des Wahlrechts. Damit nicht alle vier Jahre die Existenz der Republik,
die keine Gegner mehr besitzt, neu in Frage gestellt werden kann durch
die Zwischenfälle eines Tages, empfiehlt er die Verlängerung des
Deputiertenmandats und die Erneuerung eines Drittels der Kammer
bei jeder Wahl nach dem Beispiel der Senatswahl.
Als zweites Problem bezeichnet Briand das Koalitionsrecht der
Staatsdiener. Es sei nötig, daß dieses Recht gesetzlich geregelt werde,
aber das neue Gesetz müsse sowohl die Rechte wie die Pflichten der Be-
amten unzweideutig festlegen. Briand vergleicht die Stellung des Beamten
mit derjenigen des Arbeiters und spricht sich energisch gegen das Streik-
recht der Beamten aus. Die Regierung kann nicht dulden, daß Beamte
sich ihrer Pflicht gegen die Gesamtheit entledigen und das Land der
Anarchie entgegenführen.