Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

558 Slalien. (März 2.—30.) 
2. März. (Kammer.) Schatzminister Salandra über die 
finanzielle Lage. 
Aus dem Budget von 1908/09 habe sich ein tatsächlicher Ueberschuß 
von 24 Millionen ergeben und für das Budget von 1909/10 sei ein Ueber- 
schuß von 30 Millionen zu erwarten, obwohl es notwendig gewesen sei, 
im Laufe des Jahres einen Nachtragsetat von 91 Millionen einzubringen. 
Mit diesen Ueberschüssen und mit denen, die man für die nächsten Finanz- 
jahre erhofft, werde man die schweren Ausgaben, die das Erdbeben im 
Jahre 1908 verursacht habe, decken können, Ausgaben, die die Regierung 
gemacht habe, ohne zu neuen Kreditforderungen ihre Zuflucht zu nehmen. 
Für das Finanzjahr 1910/11 werde man neue wichtige Kredite für öffent- 
liche Arbeiten, für das Heer — hierfür 15 Millionen — und für die von 
der Regierung vorgesehenen Ausgaben für Volksschullehrer und Volksschul- 
unterricht zu bewilligen haben. Dennoch könne man auf einen Ueberschuß 
von 6½ Millionen rechnen. Die finanzielle Lage Italiens sei demnach 
sehr günstig. Es gelte nun, diese Finanzlage zu erhalten und zu ver- 
teidigen. Ein ernstes Problem biete der Fälligkeitstermin der 3,65pro- 
zentigen Eisenbahnzertifikate am 1. Juli 1911. Es müsse dafür eine 
Deckung im Betrage von 330 Millionen vorgesehen werden. Die Re- 
gierung sei zu dem Entschluß gelangt, dreiprozentige amortisierbare Schuld- 
titel mit kleinen Stücken bis zu 100 Frank auszugeben, und zwar in den 
durch das Gesetz von 1908 vorgesehenen Fällen und in den dort festgelegten 
Grenzen. 
4. März. (Kammer.) Die „hochverräterischen“ Absichten 
der Frau v. Siemens. 
Der sozialistische Abgeordnete Chiesa fragte den Kriegsminister 
Prudente nach den angeblich staatsgefährlichen Begegnungen des Generals 
Fecia di Cossato mit Frau v. Siemens in Mailand nach den Manövern 
im Jahre 1909. Da der Minister die Antwort verweigerte, kam es zu 
Schmähungen und Duellforderungen Prudentes gegen Chiesa und Chiesas 
gegen den Abg. Morandi, einen Neffen der Dame. 
13.—17. März. (Rom.) Der gesamte Straßenbahnverkehr ruht 
fünf Tage lang wegen eines Ausstandes der Angestellten. 
21. März. Ministerkrifis. 
Infolge der sich lange hinspinnenden Angriffe betr. das Gesetz über 
die Subvention der Handelsmarine gibt das Ministerium Sonnino seine 
Entlassung, ohne erst die Abstimmung abzuwarten. Der König behält 
sich die Entscheidung vor, und die Minister führen die laufenden Geschäfte 
vorläufig weiter. 
21. März—1. April. Der deutsche Reichskanzler in Rom. 
23. März. Der Atna bildet in der Höhe von 2300 m einen 
neuen Krater und später noch vier andere, aus denen feurige 
Lava fließt. 
25. März. Der König beauftragt Luzzatti mit der Bildung 
eines neuen Kabinetts. 
30. März. Neues Ministerium: 
Luszatti Ministerpräsident und Inneres, Di San Giuliano Aeußeres, 
Fani Justiz, Tedesco Schatz, Facta Finanzen, General Spingardi Krieg,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.