Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechsundzwanzigster Jahrgang. 1910. (51)

568 Rãmisqe Kurie. (Dezember 26.|27. Anhang.) 
sondern den Orientalen gegenüber die der auswärtigen Souveräne an. 
St. Peter habe der Herr alle Hirtenmacht übertragen und den Schülern 
die Vorschrift zur Liebe. Deshalb müßten alle dem Papst bedingungslos 
in unterwürfiger Liebe dienen. Wenn der hohe Autor von dem lateinischen 
Dogma spreche, so handle es sich wohl um eine reine Vergeßlichkeit, er 
wolle wohl von einer noch nicht definierten Doktrin sprechen. Diese dürfe 
diskutiert werden, ein Dogma diskutiere man nicht. Der Artikel schließt: 
„Diese Kriterien würden eine Union in dem vom Prinzen gewollten Sinne 
mehr als je erschweren. Wir geben sie weinend ab, müssen aber den 
Brüdern im Okzident und Orient die Wahrheit sagen." 
26.—27. Dezember. Prinz Max von Sachsen in Rom. 
Er unterschreibt eine ihm vorgelegte Erklärung, die den Vatikan be- 
friedigt, „aus freier Entschließung“. Darauf wurde er vom Payst in einer 
zweiten Audienz „liebevollst“ empfangen. 
— — — 
Anhang. 
Der Modernisteneid. 
Ich . bekenne mich unerschütterlich zu allen und jeden Wahr- 
heiten, die die Kirche durch ihr unfehlbares Lehramt definiert, aufgestellt 
und erklärt hat, hauptsächlich zu jenen Grundpfeilern der Doktrin, die sich 
direkt gegen die Irrtümer dieser Zeit richten. Vor allem bekenne ich, daß 
Gott, der Anfang und das Ende aller Dinge, erkannt und daher auf sichere 
Weise durch das natürliche Licht der Vernunft, durch das Mittel der 
Dinge, die geschaffen wurden, d. h. durch ihre sichtbaren Werke der 
Schöpfung, wie die Ursache durch ihre Wirkung dargetan werden kann. 
In zweiter Linie gebe ich zu und erkenne ich die äußeren Argumente der 
Offenbarung, d. h. die göttlichen Tatsachen, unter ihnen in erster Linie die 
Wunder und Prophezeiungen, wie die sehr sicheren Zeichen des göttlichen 
Ursprungs der christlichen Religion. Die gleichen Argumente erachte ich 
als hervorragend der Intelligenz aller Zeiten und aller Menschen, auch 
der gegenwärtigen Zeit, angepaßt. Drittens: Ich glaube fest: daß die 
Kirche Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten Wortes, auf direkteste Weise 
von dem wahren und historischen Christus in Person während seines Lebens 
unter uns gestiftet wurde, und ich glaube, daß diese Kirche auf Petrus, 
das Oberhaupt der apostolischen Hierarchie, und auf seine Nachfolger bis 
ans Ende der Zeiten gebaut ist. Viertens: Ich nehme aufrichtig die 
Doktrin des Glaubens auf, wie sie uns die Apostel und die rechtgläubigen 
Väter überliefert haben, ich nehme sie in dem gleichen Sinne und in der 
gleichen Auslegung auf wie sie. Deshalb verwerfe ich absolut die häretische 
Annahme von der Evolution der Dogmen, nach der diese Dogmen den 
Sinn wechselten, um einen anderen zu erhalten, der verschieden von jenem 
ist, den ihnen zuerst die Kirche gegeben. Gleichzeitig verwerfe ich jenen 
Irrtum, der darin besteht, an Stelle des göttlichen Glaubensschatzes, der 
der Braut Christi und ihrem wachsamen Hüter anvertraut ist, eine philo- 
sophische Fiktion oder eine Schöpfung des menschlichen Gewissens zu setzen, 
die, nach und nach durch die Bemühungen der Menschen gebildet, in der 
Zukunft einem unbeschränkten Fortschritt ausgesetzt wäre. Fünftens: Ich 
halte mit aller Sicherheit fest und ich bekenne aufrichtig, daß der Glaube 
kein blinder religiöser Sinn ist, der aus den dunklen Tiefen des mensch- 
lichen „Uebergewissen“ aufsteigt, moralisch informiert unter dem Druck des 
Herzens und dem Drange des Willens, sondern daß er eine wahrhaftige
	        
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